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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Seite - 93 -
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1. Der Wandel des Feindbildes: sowjetische Propaganda 93 tische Propaganda in Österreich. Die Sowjets setzten demnach zwei Kanäle ein: einerseits Radioausstrahlungen über das Allunions-Radiokomitee der UdSSR, andererseits von der PURKKA verteilte Flugblätter. Dabei gab das Sowjetische Propagandabüro die Richtung vor und erteilte seinen Propagan- daorganen im Ausland entsprechende Direktiven.108 Gemäß den vorliegenden Richtlinien bildete die Moskauer Deklaration die Grundlage für die sowjetische Propaganda in Österreich. Auf ihrer Basis wurde die Bevölkerung aufgerufen, ihren Anteil an der Rettung des Landes zu leisten. Ein großes Anliegen der sowjetischen Seite bestand darin, „den Österreichern bewusst zu machen, dass die Hitlerleute […] Österreich zu einem Kriegsschauplatz gemacht hatten“. Außerdem sollte die Propaganda die Eigenständigkeit Österreichs nach dem Motto betonen: „Die Österreicher haben keine gemeinsamen Interessen mit den Deutschen. Die Hitlerleute sind die Feinde des österreichischen Volkes, sie sind für die Einbeziehung Öster- reichs in den Krieg verantwortlich.“109 Ein weiteres Ziel des Propagandabüros bestand darin, die Rolle der Ro- ten Armee bei der Befreiung des österreichischen Volkes zu betonen und zu- gleich der Bevölkerung zu verdeutlichen, dass sie dazu selbst ihren Beitrag leisten müsse. Konkret bedeutete dies: alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen, um im entscheidenden Moment die Rote Armee zu unterstützen. Lis- ten von „Verrätern, österreichischen Gestapo- und SS-Mitgliedern“ galten in diesem Zusammenhang als besonders „hilfreich“. Den österreichischen Wehrmachtsangehörigen empfahl man, zu desertieren oder zur Roten Armee überzulaufen. Generell zielte die Propaganda darauf ab, Sabotageakte und Widerstand gegen das NS-Regime zu provozieren.110 Konkret kamen diese Vorgaben folgendermaßen zur Umsetzung: Die Radiosendungen, die fünfmal täglich mit einer Gesamtdauer von knapp an- derthalb Stunden liefen, übertrugen Befehle Stalins, Informationen über den Kriegsverlauf oder Namenslisten österreichischer Kriegsgefangener. Einen „beträchtlichen Platz“ nahmen zudem die Aufrufe österreichischer Exilkom- munisten oder Kriegsgefangener ein. Sie appellierten, wie etwa in der Sen- dung am 14. Februar 1945 „Am Weg nach Wien“, die Zerstörung Wiens zu verhindern und sich Evakuierungen zu entziehen.111 108 AVP RF, F. 06, op. 7, p. 32, d. 326, S. 14–21, Bericht von Smirnov und Chošev an Dekanozov über die sowjetische und westalliierte Propaganda für Österreich, [März 1945]. 109 Ebd. 110 Ebd. 111 Zur Rolle österreichischer Exilkommunisten und Kriegsgefangener bei der Propaganda 1943–1945 vgl. insbesondere: Lebedeva, Österreichische Kommunisten im Moskauer Exil; Jörg Morré, Umer- ziehung in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Deutsche und Österreicher in der „Antifa“, in:
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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