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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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2. Carl Szokoll und die Sowjets: militärischer Widerstand in Wien 125 den ihn suchen und zurück ins Lager schicken. Am 21. Juni 1945 heiratete er Christl Kukula, die Mutter seines im Jänner 1945 geborenen Sohnes Richard, in der Wiener Votivkirche.261 Mitte Juli 1945 erhielt Szokoll über Kurt Bolen – ein ehemaliger Vertrauensmann seiner Widerstandsorganisation und Mitarbeiter der Wiener Polizei – einen Meldezettel, der auf „Kurt Stenzel“ ausgestellt war.262 Während der Sommermonate holte der sowjetische Geheimdienst wei- tere Informationen über Szokoll ein, darunter etwa einen Auszug aus dem Geburtsregister,263 seinen Meldezettel für die Wohnung im 19. Wiener Ge- meindebezirk264 oder Szokolls Schreiben an Renner mit der Bitte, ihn nicht weiter von der österreichischen Staatspolizei suchen zu lassen. Schließlich würde er, so Szokoll, nichts gegen den österreichischen Staat und die ös- terreichische Regierung unternehmen. Seine Verhaftung durch die Sowjets erklärte Szokoll in diesem Brief damit, dass der Kommandeur einer „russi- schen Partisaneneinheit“ allein für die Befreiung Wiens die Lorbeeren ernten wollte, weswegen er, obwohl ihm nichts „nachgewiesen“ werden konnte, in ein sowjetisches Lager eingewiesen worden wäre.265 Auch seinen Verdacht, ein „Partisanenkommandeur“ namens „Mitja“ habe den Auftrag zu seiner Festnahme gegeben, äußerte Szokoll gegenüber der „Smerš“. Es erscheint als wahrscheinlich, dass er damit Mitja Gutov, ein kommunistisches Mitglied der O5, meinte.266 Den genannten Brief schickte Szokoll angeblich jedoch nicht ab, da ihm zwischenzeitlich Polizeivizepräsident Othmar Strobl267 die Einstel- lung der polizeilichen Verfolgung zugesichert hatte.268 Ein weiterer an Renner adressierter Brief Szokolls geriet dem sowjetischen Geheimdienst in die Hände. Darin verwies Szokoll auf sein wichtigstes Ziel: 261 Irina Simone Wanker, „Weder bin ich ein Heiliger noch ein Prophet – ein Verräter, haben manche gesagt, andere ein Held …“. Gedenkschrift für Carl Szokoll 1915–2004. Wien 2005, S. 19. 262 CA FSB RF, K-109717, t. 1, S. 23, Verhörprotokoll von Carl Szokoll, 13.9.1945. 263 CA FSB RF, K-109717, t. 4, S. 33, Auszug aus dem Geburtsregister über Carl Szokoll, 21.6.1945. 264 CA FSB RF, K-109717, t. 4, S. 117, Meldezettel von Carl Szokoll, 18.8.1945. 265 CA FSB RF, K-109717, t. 4, S. 99f., auf Deutsch S. 101, Schreiben von Carl Szokoll an Karl Renner, 30.7.1945. 266 CA FSB RF, K-109717, t. 1, S. 6–14, Verhörprotokoll von Carl Szokoll, 11.9.1945. Abgedruckt in: Karner – Duffek, Widerstand in Österreich, S. 205–207. 267 Szokoll bezeichnete Strobl während des Verhörs als Polizeipräsidenten. Er war jedoch ein „kom- munistisch geschulter“ Polizeivizepräsident, der dem Polizeipräsidenten Ignaz Pamer über Antrag der sowjetischen Besatzungsmacht beigestellt wurde. Vgl. Ulrike Wetz, Geschichte der Wiener Po- lizeidirektion vom Jahre 1945 bis zum Jahre 1955 mit Berücksichtigung der Zeit vor 1945. Phil. Diss. Wien 1970, S. 203. 268 CA FSB RF, K-109717, t. 1, S. 25f., Verhörprotokoll von Carl Szokoll, 13.9.1945. Die Staatspolizei hatte elf ehemalige O5-Anhänger (aber nicht Bumballa) der Staatsanwaltschaft gemeldet und ihre Anklage wegen Hochverrats verlangt. Auslöser dafür dürfte unter anderem an der provisorischen Regierung Renner geübte Kritik gewesen sein. Die Untersuchung gegen Szokoll wurde ohne Ge- richtsverfahren eingestellt. Vgl. Rathkolb, Raoul Bumballa, S. 305.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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