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II. Kriegsende in
Österreich132
4. Ukrainische Front unter Generaloberst Ivan J. Petrov ins Leben gerufen, die
über die Karpaten und Budapest nördlich der Donau nach Westen vorstoßen
sollte. Nachdem jedoch die 2. Ukrainische Front unter Marschall Malinovskij
im Oktober nach Budapest – in den Augen der Stavka ein „Vorort von Wien“
– vorgerückt war, hatte Stalin ihr die Einnahme Wiens übertragen.291
Bis März 1945 ging man davon aus, dass die 2. Ukrainische Front, von Bra-
tislava kommend, Wien vom Nordufer der Donau aus einnehmen würde.292
Erst nach der deutschen Plattensee-Offensive stellte die Stavka am 9. März
den Truppen der 2. und 3. Ukrainischen Front neue Aufgaben. Demnach soll-
te nun Tolbuchins Armee den Hauptschlag gegen Wien führen.293 Dadurch
verlagerte die Rote Armee ihr Schwergewicht auf den Raum südlich der Do-
nau.294 Am 16. März, dem „Tag X“ der „Wiener Angriffsoperation“, wurde
die materiell und personell aufgestockte 6. Garde-Panzerarmee der 3. Ukra-
inischen Front unterstellt.295 Die Stärke beider Fronten betrug 639.000 Mann,
12.190 Granatwerfer und 1318 Panzer.296
Am 1. April erging von der Stavka des Oberkommandos der Befehl an die
3. Ukrainische Front, mit dem rechten Flügel (4. und 9. Garde-Armee und
der 6. Garde-Panzerarmee) Wien einzunehmen und bis spätestens 12. bzw.
15. April in den Abschnitt Tulln, St. Pölten, Lilienfeld vorzurücken. Kräfte
der 26., 27. und der 57. Armee sowie der 1. Bulgarischen Armee hatten bis
spätestens 12. April Gloggnitz, Bruck, Graz und Marburg zu erobern sowie
feste Stellungen im Gebiet der Flüsse Mürz, Mur und Drau zu beziehen.297
Einheiten der 2. Ukrainischen Front ordnete die Stavka an, die 3. Ukrainische
Front bei der Einnahme Wiens zu unterstützen.298 Dabei rückte die 46. Armee
291 Gosztony, Planung, Stellenwert und Ablauf der „Wiener Angriffsoperation“, S. 132–137; Werth,
Russland im Krieg, S. 638.
292 Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich, S. 107; Beleckij, Sovetskij Sojuz i Avstrija, S. 60.
293 Vgl. die entsprechenden Direktiven der Stavka Nr. 11027 und 11044 vom 17.2.1945 bzw. 23.3.1945
an die Oberkommandierenden der 2. und 3. Ukrainischen Front. Abgedruckt in: Institut Voennoj
Istorii, Stavka VGK, S. 202f., 213f. Vgl. Gosztony, Planung, Stellenwert und Ablauf der „Wiener
Angriffsoperation“, S. 137.
294 Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich, S. 107.
295 Gosztony, Planung, Stellenwert und Ablauf der „Wiener Angriffsoperation“, S. 135.
296 Gračev (Hg.), Voennaja ėnciklopedia. Bd. 2, S. 64.
297 CAMO, F. 148a, op. 3763, d. 213, S. 70, Direktive der Stavka Nr. 11052 an den Oberbefehlshaber der 3.
Ukrainischen Front über den Vormarsch zur Einnahme Wiens, 1.4.1945. Abgedruckt in: Institut Voen-
noj Istorii, Stavka VGK, S. 220. Auf Deutsch abgedruckt in: Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich,
S. 490f. Vgl. CAMO, F. 243, op. 2900, d. 2058a, S. 83–99, Schilderung der Kämpfe der 3. Ukrainischen
Front während des „Kampfes um Wien“, nach dem 15.4.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx –
Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 7. Vgl. Želtov, Političeskaja rabota, S. 26.
298 CAMO, F. 148a, op. 3763, d. 213, S. 69, Direktive der Stavka Nr. 11051 an den Oberbefehlshaber
der 2. Ukrainischen Front über den Vormarsch auf Bratislava und Wien, 1.4.1945. Abgedruckt in:
Institut Voennoj Istorii, Stavka VGK, S. 219f. Auf Deutsch abgedruckt in: Rauchensteiner, Der Krieg
in Österreich, S. 490.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918