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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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III. DER SOWJETISCHE BESATZUNGSAPPARAT: STRUKTUR UND FUNKTION Im Frühjahr 1945 überschwemmte eine Flut von „Sowjetmenschen“ Öster- reich. Sie waren in den unterschiedlichen Einrichtungen des sowjetischen Be- satzungsapparates erfasst: Militärangehörige, Diplomaten, Geheimdienstler, Journalisten, Dolmetscher, Erdölspezialisten und – wenn der Rang stimmte – deren Familienmitglieder. Sie alle hatten bestimmte Funktionen zu erfüllen und waren einer streng hierarchischen Struktur untergeordnet. Sowjetische Bürger außerhalb dieses Systems galten als unerwünscht und mussten – wie etwa die befreiten „Ostarbeiter“ und Kriegsgefangenen – schnellstens in die Heimat zurückkehren. Für viele stellte der Einsatz in Österreich die beinahe einzigartige Mög- lichkeit dar, über den Tellerrand des sowjetischen Imperiums hinauszusehen und ein westliches Land kennenzulernen. Wenig überraschend überwachte man ihre Arbeit von Moskau aus mit Argusaugen und ließ sie laufend poli- tisch schulen. Der vergleichsweise große Luxus in diesem „kapitalistischen“ Land sollte nicht den Glauben an den Kommunismus ins Wanken bringen. Ihre wichtigste Aufgabe bestand darin, der Sowjetunion zu dienen: durch die Verwaltung des befreiten Österreich, die Beschaffung von Informationen für Moskau oder den Abtransport von Beutegütern. Jeder Einzelne stellte ein Rädchen im sowjetischen Besatzungsapparat in Österreich dar, der den zen- tralen sowjetischen Verwaltungsorganen – und in letzter Instanz Stalin – un- terstellt war. 1. Im Zentrum der Macht Im totalitären Einparteienstaat der Sowjetunion lag die endgültige Entschei- dungsgewalt bei der Kommunistischen Allunionspartei VKP(b) bzw. der KPdSU1 und innerhalb der Partei bei ihrem Ersten Sekretär, Iosif V. Stalin. Bis Anfang der 1950er Jahre beschloss das Politbüro alle geheimen und poli- tischen Angelegenheiten der Staatsführung, d. h. Außenpolitik, Staatssicher- heit und Verteidigung.2 1 Die VKP(b) wurde auf dem XIX. Parteitag Ende 1952 in „Kommunistische Partei der Sowjetunion“ (KPSS, auf Deutsch: KPdSU) umbenannt. 2 Vojtech Mastny, The Cold War and Soviet Insecurity: The Stalin Years. New York – Oxford 1998, S. 173; Jurij N. Žukov, Bor’ba za vlast’ v rukovodstve SSSR v 1945–1952 godach, in: Voprosy Istorii 1/1995, S. 23–39, hier: S. 36; Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 13.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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