Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 8 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 8 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II

Bild der Seite - 8 -

Bild der Seite - 8 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II

Text der Seite - 8 -

8 Tagebücher mich soviel als möglich neutral, gehe mit italienern und deutschen um, und wenn von diesen dingen die rede ist, so spreche ich mich dahin aus, daß ich alle ihre legalen und auf einen practischen Zweck gerichteten schritte zur erreichung administrativer oder politischer reformen vollkommen billige, daß ich aber das Aufstacheln von nationalantipathieen für vollkommen un- passend und daher verwerflich halte, indem an ein losreißen gegenwärtig doch kein vernünftiger mensch denken könne, daß ich es aber nun gar für unwürdig und miserabel ansehe, wie kinder zu boudiren, und sich an in- dividuen zu halten, welche doch wahrhaftig für die etwaigen mißgriffe der regierung nicht solidarisch verantwortlich sind.1 modena ist auf Begehren des herzogs von unseren truppen besetzt wor- den, der neue herzog von Parma ist in sein herzogthum eingezogen,2 in sar- dinien erwartet man täglich neue reformen, wir aber wollen immer die alten esel bleiben. ich bin der meinung, daß wir hier ganz unerwartet einen mäch- tigen Bundesgenossen erhalten haben, wiewohl von einer verbindung oder Annäherung zwischen uns und hier keine rede seyn kann und darf. Aber sie, wie wir, graben an der grube jenes unheilvollen systems. Am neujahrstage aß ich en tête-à-tête bey marmont, es waren ein paar interessante stunden, und ich glaube, daß ich ihm nicht viel weniger inter- essantes zu sagen hatte als er mir, er ist ein brillantes überbleibsel einer großen epoche. Abends, wenn ich nicht in die oper gehe, bin ich bey mathilde schwarzen- berg, bey Palfy, bey thurn etc. resi thurn hat übrigens die grippe und liegt im Bette, ich habe sie also erst ein paar mahle flüchtig gesehen. 1 Am 1.1.1848 schrieb Andrian an seine schwester gabrielle (k. 114, umschlag 662): „üb- rigens ist venedig wirklich ganz anders wie sonst […] die höllenrichter sind jetzt auch hier zuhause, es fängt zwar erst an, namentlich unter unseren Bekannten, und wenn man geschickt wäre, so könnte man da manches thun, aber davon bin ich überzeugt, daß es in 2–3 Jahren hier ganz so aussehen wird wie in mailand. schade um mein liebes venedig.“ Am 8. Jänner berichtete er ihr wieder über seine eindrücke (ebda): „es ist ein ekelhaftes gesindel, diese italiener, und ich freue mich nur, daß ich mich nicht einen Augenblick in ihnen geirrt habe. übrigens ist nicht zu läugnen, daß sie der gründe zu Beschwerden genug haben, nur die form, in der sie sich jetzt bewegen, ist bübisch und misérabel. Wäre ich die regierung, so würde ich die strengsten maßregeln ergreifen und hauptsächlich dem geldbeutel der reichen mailänder zu leibe gehen, zugleich aber ließe ich mir eine deputa- tion von angesehenen leuten nach Wien schicken, um mir ihre Wünsche vorzutragen und dort gemeinschaftlich etwas auszuarbeiten. Jetzt könnte man noch vergleichsweise mit wenig auslangen: öffentlichkeit der gerichte, größerer Wirkungskreis der congregation, vereinfachung der Administration etc.“ 2 herzog von Parma wurde nach dem tod von erzherzogin marie louise karl ii., seit 1824 bis zur Abdankung im oktober 1847 herzog v. lucca.
zurück zum  Buch „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“