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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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22 Tagebücher die revolution in sicilien gewinnt ein sehr ernsthaftes Ansehen, die revo- lutionäre regierung unterhandelt mit dem könige wie de puissance à puis- sance und scheint unter englischem schutze zu stehen, sie verlangt, wozu sie auch vollkommen das recht hat: ihre uralte constitution, welche erst 1817 durch einen gewaltstreich aufgehoben worden ist. heute spricht man von ähnlichen Bewegungen in neapel, ja sogar von der flucht des königs. hierher marschiren mittlerweilen truppen über truppen, die Armee ist auf halben kriegsfuß gesetzt, und in den nachbarprovinzen werden reser- vekorps aufgestellt, welche von radetzkys Befehlen abhängen sollen, wozu alles dieses? Zu einem kriege sehe ich nicht die mindeste Wahrscheinlich- keit, um die mißvergnügten hier niederzuhalten, braucht man nicht soviel truppen, es müßte also nun an eine intervention in neapel gedacht werden, aber ist denn jetzt bey uns der moment, an so etwas zu denken? Was sagen unsere finanzen zu allen diesen rüstungen? die Anleihe beym kaiser von rußland scheint sich zu bestätigen. da wäre es denn doch hohe Zeit, daß die stände einschritten, ich bin neugierig, was mich in Wien erwartet. strasoldo, welcher so eben von mir weggeht und mir Briefe aus Wien ge- bracht hat, erzählt nicht viel neues, es herrscht dort die alte confusion und unschlüssigkeit, als sie die Proclamation des kaisers an den vicekönig ab- schickten, glaubten sie nicht, daß er sie veröffentlichen werde! so wie er den Befehl zur Publicierung des standrechtes, welchen er schon seit 2 monathen erhalten hat, trotz wiederholter Befehle nicht veröffentlicht. das nennt man eine regierung!! – – übrigens weht der Wind in Wien gegen alle concessio- nen, was insofern ganz gut wäre, wenn man damit ein energisches Auftreten verbinden würde, was aber nicht geschieht, diese scheinbare und negative festigkeit entsteht also wieder nur aus dem erbübel der dummheit. das Wasser steht ihnen noch nicht nahe genug am munde, aber was nicht ist, kann werden, wird werden, und zwar bald. von der Wiener émeute ist übri- gens kein Wort wahr, nur soll eine sehr hitzige conferenz stattgehabt haben. lerchenfeld schreibt mir, daß er und einige freunde das neue censur- gesetz in Bayern benützen wollen, um dem nürnberger kurier eine neue gestaltung zu geben, und wünscht durch mich mitarbeiter aus und über oesterreich zu erhalten, ich muß gestehen, daß mir das Zeitungsschreiben, überhaupt die schriftstellerey nicht nur persönlich lästig wird, sondern daß auch ihre Bedeutung in letzterer Zeit in meinen Augen sehr abgenommen hat, seitdem die ereignisse uns so mächtig in die hand arbeiten. es ist jetzt weit wichtiger, daß wir uns für die bevorstehende neue gestaltung der dinge Andrian behandelten themen nur Artikel aufnehmen könne, „wenn sie erzählend, referi- rend, nicht raisonnirend gehalten sind, wenigstens was den vorzugsweisen character der mitteilung betrifft.“
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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