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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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34 Tagebücher in italien ist endlich eine Art standrecht publicirt worden, ein verkrüppel- tes, hier ausgehecktes mißproduct, wird auch keine Wirkung hervorbringen. die krawalle nehmen zu, überall wird Blut vergossen, und am ende wird der italiener aus verzweiflung und rache sogar noch muth bekommen. da- hin scheint der Plan des leitenden comités zu gehen, und die Berechnung ist nicht so übel, der könig von sardinien rüstet, der Pabst hat eine con- stitution gegeben, kurz das material ist beysammen, es fehlt nur noch der Zunder. von Paris kommen gerüchte über den fall des ministeriums guizot in folge des reformbankettes, jedes neue kabinet aber, sey es nun molé oder thiers, wird sich durch eine entschiedenere Politik vis-à-vis der schweiz und italiens populär machen müssen. neue complicationen für uns. trotz alles dessen zeigen unsere machthaber eine sérénité, welche nur die dummheit geben kann. erzherzog ludwig hat es kaiser franz geschworen, nichts zu verändern, fürst metternich sagt, wir wären nie so gut gestan- den als jetzt, hartig meint, es sey eine schande für die österreichischen un- terthanen, daß sie sowenig vertrauen zur regierung zeigten und die Papiere so fallen ließen etc. es wäre ein spectakel zum todtlachen, wenn man kein oesterreicher wäre. sogar im Burgtheater geschehen demonstrationen aus Anlaß eines neuen trauerspieles Agnes sorel. erzherzogin sophie und erz- herzog Johann (welchem letzteren ich übrigens nicht recht traue) geben sich umsonst alle erdenkliche mühe, gegen die dummheit gibt es keine Waffe. hartig soll nun dennoch nach italien gehen als eine Art minister und chef einer eigenen hofkanzley. Aus venedig sind jetzt fürst giovanelli und reali hier, correr ist wieder fort. dagegen ist marzani noch immer hier und soll viel arbeiten. man hört alle tage etwas Anderes, heute spricht fürst metter- nich von energischen maßregeln, und daß man endlich anfangen müsse zu regieren. morgen heißt es wieder von concessionen etc. das Wahre ist, daß die leute selbst nicht wissen, was sie thun sollen, jämmerliches gesindel. inzwischen ist die censur noch nie so drückend gewesen wie jetzt, man bekömmt weder Bücher noch Zeitungen mehr heraus. durch den tod der fürstinn Johannes lichtenstein ist der fasching ge- stört worden.1 doch war neulich großer hofball, wo ich florirte und mich möglichst hervorthat, Albert nugent erschien in einem selbsterfundenen illyrisch-croatischen costume, heute Abend war der 1. kammerball, und ich war auch geladen, ich versäume absichtlich keine solche gelegenheit, mich bey hofe zu zeigen, in der gesellschaft, wo ich zwar selten erscheine, nehme ich geflissentlich einen höhern ton an, il faut savoir se faire valoir. übrigens macht sich dieß wie von selber, denn daß meine stellung gegen 1 Fürstin Sophie Liechtenstein, geb. Gräfin Fürstenberg-Weitra, die Witwe des 1836 verstor- benen fürsten Johann i., war am 23.2.1848 in Wien gestorben.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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