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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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4111. März 1848 in diesen letzten 3–4 tagen ist übrigens soviel geschehen und die gäh- rung so gestiegen, daß Alles erklärlich würde, wenn es hier oben andere menschen gäbe. in münchen vollständiger triumph des liberalismus, Preß- freiheit, deutsches Parlament, in Würtemberg, Baden, hessen etc. ein glei- ches, in nassau sogar (sehr zur unzeit, denn solche vorgänge schaden der sache) der herzog auf der flucht, in Preußen die Periodicität zugesagt und eine baldige Berufung des vereinigten landtages versprochen. Alles dieses in ein paar tagen. in frankreich weiß man noch immer nicht, ob man auf einen Bestand der republik rechnen kann oder nicht, aus italien lauten die nachrichten entschieden besser, d.h. die rebellischen signori unterwerfen sich. dagegen aber hört man schon von einzelnen republikanischen Bewe- gungen, für welche auch in italien ein viel günstigeres terrain vorhanden ist als für die constitutionelle monarchie. in Wien selbst aber nimmt die Aufregung in einem erschreckenden maße zu, Petitionen an die stände werden von allen seiten unterzeichnet, kra- walle an- und abgesagt, etc. vor ein paar tagen wurden die fenster der metternichschen villa am rennweg eingeschlagen. dieser und erzherzog ludwig getrauen sich nicht mehr auszugehen. Alles blickt jetzt nach den ständen, ich hätte selbst nicht geglaubt, daß diese noch soviel Ansehen hät- ten, aber der richtige takt des volkes ist größer, als ich vermuthete, über- haupt beweist die hiesige Bürgerschaft viel haltung und politische reife, in einer Petition an die stände erklären sie, daß sie diese nicht für die vollgül- tige repraesentation des landes halten, nachdem sie nicht darin vertreten seyen, aber als die einzige politisch berechtigte körperschaft mahnen sie sie an ihre Pflicht, die Wünsche des landes seiner majestät vorzutragen, und zwar: verfassung etc. überall wird von nichts anderm gesprochen, kurz es ist das erstemahl, wo ich ohne erröthen sagen kann: ich bin ein oesterrei- cher. daß die leute einer solchen Bewegung nachgeben, ist natürlich. dabey kömmt man leider zu keiner ruhigen stunde, die intriguen kreuzen sich, und ich stehe da mitten drinnen als ein hauptknotenpunkt und doch als einer, der nicht directe eingreifen kann, denn ich bin weder minister, um, wie mir dieses am homogensten wäre, den neuen Zustand der dinge von oben herab zu organisiren, noch gehöre ich bis nun zu den niederösterreichi- schen ständen, welche wenigstens als dränger, als rathgeber für den Au- genblick handelnd auftreten. dabey läuft dennoch Alles bey mir aus und ein: Zedlitz will, wir sollen miteinander zu kolowrat gehen, und ich ihm meine reformideen exponiren (wofür ich mich wohlweislich bedankte, auch wäre es jetzt vielleicht zu spät), heeckeren trägt mir mein mémoire weg und will es durchaus circuliren lassen, kolowrat läßt mir durch die ritter sagen, daß ich sehr viele feinde oben habe, daß ich aber trotzdem sehr bald ans Brett kommen werde, etc., à quoi bon tout cela? Am liebsten wäre es mir, ich wäre
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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