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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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42 Tagebücher weg von hier und käme erst nach ein paar Jahren zurück, wenn hoffentlich alles wieder im geleise seyn wird, z.B. als gesandter in nordamerika. inmitten aller dieser unangenehmen Agitation habe ich ein paar ruhe- punkte, und diese sind die geistvollen interessanten Briefe, welche ich sehr häufig von katherine gagarin aus Paris erhalte, das romanhafte einer cor- respondenz mit einer Person, welche ich à visage découvert nie gesprochen, hat einen großen reiz für mich, und ich freue mich, sie durch eine Art von studentenstreich provocirt zu haben. der andere ruhepunkt ist henriette todesco, von welcher ich vielleicht zu vieles erwarte, die mich aber in den paar mahlen, da ich sie bis jetzt gesehen, wirklich bezaubert hat. sie war auch auf der faschingdienstagsredoute, liebenswürdig, originell und geist- reich wie immer. ich spüre eine gewisse Weichheit in mir, sollte dieß das Bedürfniß oder die Ahnung einer entstehenden neigung oder nur die Wir- kung meiner durch die letzten erlebnisse abgespannten nerven seyn? gewiß ist es, daß ein näheres verhältniß zu einer geistreichen, charakterstarken, phantasiereichen frau für mich gerade jetzt ein großes glück wäre. Anstatt dessen werde ich von dem alltäglichen Weibsvolk von der einen gelobhudelt, von den andern maltraitirt, eines ist so ärgerlich wie das Andere. gestern Abend war ich wie ein wildes thier zu frau v. ritter geladen, um mich von einer sentimentalen gelehrtseynwollenden häßlichen Preußinn, gräfinn Po- ninski-dohna, in Augenschein nehmen zu lassen. Wovor wir uns jetzt am meisten in Acht nehmen müssen, ist der enthu- siasmus und eine unzeitige loyalität, ich traue montecuccoli noch immer nicht recht, mein instinkt in derley dingen geht selten fehl, noch weniger aber traue ich unsern machthabern. dagegen sind Breuner, doblhoff, fries, fritz deym gerade die leute, welche man auf diese Art über den löffel bar- bieren könnte, ich thue mein möglichstes, sie zu warnen, kann es aber auch nur mit vorsicht thun, weil ich nicht als böswilliger Aufhetzer erscheinen will. mir trägt Jedermann sein scherflein nachrichten zu, von den verschie- densten seiten her erfahre ich Wahres und falsches durcheinander, den Weizen von der spreu zu sondern und hiernach eine richtige Ansicht der dinge zu gewinnen, ist meine Arbeit und fällt oft sehr schwer. Bureaukra- ten, finanzwelt, hof, minister, stände, liberale, Aristokraten, mittelstand, gelehrtenwelt, Alles das kreuzt sich bey mir, und da ist es oft kaum möglich sich zurecht zu finden. [Wien] 12. märz Abends heute früh versammelten sich eine masse, man sagt gegen 3000, studen- ten, Polytechniker etc. auf der universität, um eine Petition an seine maje- stät um verbesserung des unterrichtswesens, Preßfreyheit, verfassung etc. zu unterschreiben, sie wollten die selbe processionaliter in die Burg tragen,
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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