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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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7530. April 1848 die urwahlen in der stadt sind gestern vorgenommen worden, vorgestern war eine vorversammlung in der lichtensteinschen reitschule, welche ich praesidiren mußte, und wo von sämmtlichen urwählern eine Art politisches glaubensbekenntniß gefordert wurde über die leider nun fast zur tagesord- nung gewordene frage: staatenbund oder Bundesstaat, oder noch klarer: oe- sterreich über Alles, oder deutschland über Alles. Bey uns waren Alle ohne Ausnahme für oesterreich, und dieselbe stimmung scheint so ziemlich in der ganzen stadt zu herrschen. ich wurde gestern mit 71 stimmen unter 81 (wo- runter die meinige war), also gegen nur 9 stimmen zum Wahlmanne gewählt. heute versammelten sich über eine eigenmächtige Aufforderung Al. Bach’s sämmtliche 110 Wahlmänner im ständesaale, und da wurde unser comité auf das heftigste angegriffen, namentlich war dr. hock (der redacteur der constitutionellen donauzeitung) ganz maßlos in seinen Ausfällen und en- digte damit, daß er die von uns vorgelegte candidatenliste zerriß, was aber allgemeine indignation erregte, so daß er förmlich Abbitte thun mußte. der grund, weßwegen wir angegriffen wurden, war, daß wir auf jene liste män- ner beyder Partheyen, jedoch von anerkannter tüchtigkeit, gesetzt hatten, während hock und seine Partey alle Bundesstäätler [sic] ausgeschlossen wis- sen wollten. ich replicirte nicht, da ich erst in der mitte der debatte eintrat und mich überhaupt nicht gerne in solche persönliche discussionen einlasse, dagegen antworteten Würth und neuwall sehr bündig und schlagend. meine Ansicht war von Anfang an die, und ich sprach sie wiederholt in den sitzun- gen, welche der Bildung unseres centralcomités vorausgingen, aus, daß wir kein politisches comité, d.h. einer genau bestimmten farbe bilden, sondern bloß dazu da sind, die jetzt vorhandene unbekanntschaft der Wähler mit den würdigsten individuen im lande so viel als möglich abzuhelfen, als ein sol- ches wurden wir durch die auf uns gefallene Wahl constituirt, da ja selbst in unserer mitte männer von verschiedenen Ansichten sitzen, zu einer scharfen sonderung der Partheyen war keine Zeit. dieser grundsatz wäre unter an- dern verhältnissen freylich nicht haltbar, jedenfalls ist dieses comité für uns eine gute vorschule gewesen. das resultat der heutigen versammlung war, daß ein comité von 22 Wahlmännern (aus jedem urwahlbezirke einer) ernannt wurde, welches neue candidatenlisten entwerfen, denselben ihr glaubensbekenntniß abfor- dern und sich mit den Wahlmännern der sechs vorstadtbezirke ins verneh- men setzen soll. die von ihnen angefertigte liste enthält übrigens wieder dieselben nahmen wie die unsere, mit hinweglassung der zwey mißliebigen candidaten dr. Berger und hebbel und mit hinzufügung von ein paar ziem- lich unbedeutenden nahmen. ich stehe auf beyden listen, ob ich gewählt werde, ist ungewiß, jedenfalls werde ich mir nicht die geringste mühe geben, da ich meine Wahl durchaus nicht wünsche, andererseits aber doch gewiß
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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