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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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816. Mai 1848 rechne, dem jetzigen ministerium würde man es gleich als reaktionsver- such auslegen, und es würde sich dann Bürgerstand und nationalgarde mit den studenten alliiren, wie dieses jetzt seit einigen tagen geschieht. nur auf Bürgerstand und nationalgarde kann sich jetzt eine regierung stützen, denn die höheren klassen sind momentan vernichtet, ich hoffe nur momen- tan. in dieser überzeugung unternahm ich es am 4., einen versuch zu machen, ich wollte mit doblhoff, Breuner, etc. zu erzherzog franz carl gehen, ihm die lage der dinge vorstellen und ihm eine ministerliste und ein Programm vorlegen. Aber ich fand nirgends Anklang. doblhoff zitterte und bebte bey dem bloßen gedanken, und Alles, wozu ich ihn vermochte, war ein gemein- schaftlicher gang zu Pillersdorfs neuem ministerialrath reich. Breuner wollte ebensowenig anbeißen, und so unterblieb die ganze sache. Aber ich fürchte, daß wir einen unwiderbringlichen Augenblick versäumt haben. Al- lein kann ich nichts thun, ich will noch einen versuch machen, dann aber ist mein gewissen beruhigt, egoistisch genommen ist es mir jedenfalls lieber, wenn ich für jetzt aus dem spiele bleibe und Andere für mich die kastanien aus dem feuer holen, wenn überhaupt noch welche zu holen sind, ich habe im märz lange nicht so schwarz gesehen wie jetzt. dahlmanns entwurf einer deutschen reichsverfassung ist angekommen, ein erbliches oberhaupt mit großer centralisation, also jedenfalls weit mehr, als wir zugeben können. sommaruga ist zurück, auch endlicher sprach ich neulich, der fünfzigerausschuß verliert an Boden, es dürfte bald eine provi- sorische Bundescentralgewalt errichtet werden, wodurch dann freylich die frage sehr vereinfacht wird. unsere Aufgabe in frankfurt ist eine äußerst schwierige, besonders weil wir die Ansichten unserer regierung nicht ken- nen können, da wir keine regierung (jetzt sogar keinen minister des Äu- ßern1) und diese jämmerlichen minister keine Ansichten haben. Auf den 8. haben wir eine Zusammenkunft sämmtlicher niederösterreichischen Abge- ordneten veranstaltet, um uns kennen zu lernen, zu besprechen und zu or- ganisiren. in Prag sind zuerst czechen und deutsche handgemein geworden, dann ist es über die Juden hergegangen, und am 4. war es noch nicht ruhig, in ungarn ist ein Bürgerkrieg vor der thür, croatien ist in vollem Aufstande gegen die ungarn, louis Batthyány ist deßwegen hier und wollte gestern 1 Anstelle des über druck der straße zurückgetretenen graf karl ludwig ficquelmont wurde am 8. mai frh. Johann Philipp v. Wessenberg zum Außenminister ernannt. er lebte allerdings seit 1831 in freiburg im Breisgau und traf erst am 26. mai im revolutionären Wien ein. Wenige tage später reiste er nach innsbruck ab, wohin der kaiserliche hof am 17. Mai geflohen war.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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