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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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Tagebücher98 es Anders. die Bänke der rechten und des rechten centrums waren ziem- lich schwach besetzt. niemand vermuthete, daß es zur Abstimmung kom- men würde, viele waren weggefahren, um den morgigen sonntag auswärts zuzubringen. da drang die linke auf schluß der debatte und Abstimmung, und da bey unserer mangelhaften organisation viele unter uns selbst ihr beypflichteten, so setzte sie es durch. Wir versuchten es nun noch einmal, die vertagung auf montag durchzusetzen, aus dem grunde, weil noch kein einziger oesterreicher über diese für uns doch so wichtige frage gesprochen hatte, konnten aber nicht durchdringen. ravaux bestieg noch die tribüne und forderte, um Zersplitterungen zu vermeiden, die linke auf, ihre motion zurückzuziehen, was diese (oder eigentlich herr schaffrath) auch that, die gallerieen tobten und lärmten dazwischen, und gagern verlor den kopf. Beckerath zog (mir noch unbegreiflich) auf heckschers Aufforderung auch seinen, gemäßigteren, dem wir noch allenfalls beygestimmt hätten, Antrag zurück, und so blieb nur mehr die Wahl zwischen vinckes Antrag auf mo- tivirte tagesordnung, für den ich und viele von uns (nicht Alle, denn auch hier war complete desorganisation) stimmten, aber in großer minorität blie- ben, und dem Wernerschen, welcher zwischen dem von Beckerath und dem schaffrathschen in der mitte lag, und der dann auch durch überwiegende mehrheit angenommen wurde. dieser Antrag sagt, daß alle Punkte der ein- zelnen deutschen verfassungen, welche mit dem hier zu gründenden allge- meinen verfassungswerke im Widerspruche stehen sollten, als ungültig zu betrachten seyen. großer Jubel der linken und der gallerieen folgte dieser Abstimmung. Was wird die Wirkung dieses Beschlusses in oesterreich seyn? und na- mentlich in Böhmen? wird ihnen dieses nicht ein willkommener vorwand seyn, nun den Wiener reichstag gar nicht zu beschicken? morgen sollen wir im verfassungsausschusse eine Proclamation oder erklärung zur Be- ruhigung der nichtdeutschen nationalitäten im Bundesgebiethe entwerfen. möge dieses als gegengift wirken, ich hoffe es aber kaum. in der socratesloge war nachher noch eine heftige discussion. viele woll- ten eine Protestation gegen den Beschluß aufsetzen. Andere übermorgen bey verlesung des Protocolles die Bemerkung einschalten lassen, daß man un- geachtet des Begehrens der oesterreicher, einigen von ihnen auch noch das Wort zu gestatten, ohne sie zu hören zur Abstimmung geschritten sey, die liberalen unter uns freuten sich, ich ärgerte mich im stillen, denn ich sah, daß wir Alle, und so auch ich, an parlamentarischer gewandtheit noch viel zu lernen haben. die liberalen, oder eigentlicher zu sprechen ultra-deut- schen machten vielen von uns, und namentlich mir, den vorwurf, daß wir zu viel mit den Altpreußen hielten und uns dadurch die sympathieen der ver- sammlung, welche die Preußen überhaupt nicht leiden kann, entfremdeten,
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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