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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 115 -
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11517. Juni 1848 tern, oder wenn die regierungen, und was mehr sagen will, hinter ihnen die einzelnen stämme, sich ungern oder gar nicht fügen. es ist eine deputation aus Wien da, um der versammlung eine Adresse zu überbringen, sie waren schon ein paarmale bey mir, darunter sind goldmark und seidlitz, die leute gebährden sich so ziemlich wie unbärtige dictatoren und sagen, sie seyen hiehergekommen, um zu sehen, wie wir uns benehmen, und ob wir uns nicht für oesterreich unmöglich machen!! für oesterreich sey jetzt nur mehr eine democratie auf der breitesten Basis (!?) möglich etc. und doch sind die leute gegen eine republik, gegen Polen, gegen Böhmen, gegen italien, gegen frankreich, kurz gegen Alles, was das hiesige radicale gelichter will, es sind naive gute kerls, aber ein bischen dumm. doch sehe ich ganz wohl ein, daß Wien vor der hand kein terrain für mich ist, wohin soll ich mich aber wenden, wenn der hiesige reichstag zu ende ist oder die Wendung der dinge mein ferneres verbleiben unmöglich macht? ich komme mir schon zuweilen vor wie ein verwiesener, heimatloser. im verfassungsausschusse wird sehr angestrengt gearbeitet, überhaupt bin ich sehr beschäftigt, dazu kömmt noch, daß ich einem Porträtmahler sit- zen ließ, der mein berühmtes gesicht abkonterfeyen will. in Berlin wird wieder bombardirt und kartätschirt, ebenso in Prag, ein kleiner Aderlaß kann gar nicht schaden. triest ist blokirt, wird der deutsche Bruder sich rühren? oder seine ekelhaften sympathieen für italien auskra- men? in schleswig verschlimmern sich die Angelegenheiten diplomatisch immer mehr, die neue centralgewalt wird vollauf zu thun bekommen. [frankfurt] 17. Juni Abends heute hatten wir eine sehr unerquickliche sitzung, die von 10–4 währte. mit der größten leidenschaft und gereiztheit wurden vorwürfe gegen den Präsidenten und die majorität der versammlung von der linken geschleu- dert wegen der gestrigen vertagung der sitzung. man kam da wieder nach der beliebten gewohnheit vom hundertsten auf das tausendste, brachte alle möglichen fragen hinein, neapel, schleswig, Polen etc., und warf der ver- sammlung und namentlich den Ausschüssen (welche doch so angestrengt ar- beiten) unthätigkeit vor, während draußen Alles in stücke zu gehen drohe. die gereiztheit der linken war so groß, daß ich schließe, daß sie entweder auf gestern einen Putsch vor hatte, welcher dadurch, daß keine sitzung war, vereitelt wurde, oder daß ihr durch die democratischen vereine der muth ungewöhnlich angewachsen ist. die gallerieen waren ungeberdiger als je, so daß meine Anstalten bisher noch nichts genützt zu haben scheinen, übrigens bricht sich die linke durch solches unmotivirtes geschrey wenigstens bey den vernünftigen den hals. selbst giskra, diesem fatalen schreyer, wurde es zu toll, und er machte der linken, zu welcher er selbst gehört, zur großen
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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