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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 116 -
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Tagebücher116 Wuth derselben die heftigsten vorwürfe in seiner pöbelhaften Weise. viel- leicht wollte er sich auch nur bey den hier anwesenden Wiener Abgesandten rehabilitiren, denn diese letzteren haben sich vorgestern in einer versamm- lung der linken im deutschen hause von den republikanern feyerlichst los- gesagt, was mich sehr freut. nach der sitzung war diesen letztern zu ehre ein großes diner im russi- schen hofe, von dem ich mich auch nicht wohl lossagen konnte, jedoch stahl ich mich bald fort, da Wiesner, Berger, möring und ähnliche leute anfingen, sich in ihrer radicalen Weise sehr laut zu machen. der unterzeichnung ei- ner Adresse an die Wiener, welche die Wiener deputirten morgen mit sich nehmen, bin ich glücklich und ohne Aufsehen zu machen entgangen, was diese aber bey ihrer rückkehr über mich berichten werden, steht dahin, las- sen sie sich von Wiesner und consorten influenziren, dann nicht viel gutes, übrigens habe ich zu ihren theoretischen Phrasen möglichst bonne mine ge- macht, wiewol mich diese von herzen langweilten. Abends war große versammlung auf der mainlust zur Berathung über die centralgewalt, wo auch ich eine rede hielt, um den commissionsantrag als den einzig ausführbaren, wenn auch nicht an sich und theoretisch rich- tigsten zu vertheidigen. von da ging ich zu meiner lieben gräfinn Bergen, welcher ich, wie die leute behaupten, die cour mache. gewiß ist, daß ich von Zeit zu Zeit eine kleine angenehme frauengesellschaft nothwendig brauche, um mich zu zerstreuen und den mißmuth und die entmuthigung zu ver- scheuchen, welche mich zuweilen fast unwiderstehlich ergreifen. der Boden wird immer vulcanischer, die leidenschaften immer heftiger und niedriger, der endliche Ausgang immer ungewisser, und oft, sehr oft wünschte ich mir ein bescheidenes ruheplätzchen, um die nächste Zeit als fernstehender Zu- schauer durchmachen zu können. Aber wie und wo? [frankfurt] 19. Juni Abends heute ist die discussion über die centralgewalt eröffnet worden und hat die ganze sitzung eingenommen. 12 redner sprachen, und noch sind nicht we- niger als 140 eingeschrieben! im ganzen war die verhandlung ruhig und versöhnlich. es haben gestern und heute vielfache größere und kleinere Besprechun- gen stattgefunden. Alle Partheyen sehen ein oder thun wenigstens so, daß der Beschluß mit möglichst großer stimmenmehrheit durchgesetzt werden müsse, und daß man sich daher entschließen muß, gegenseitig concessio- nen zu machen. nur die äußerste linke beharrt darauf, daß von der ver- sammlung ein vollziehungsausschuß niedergesetzt werde, aber schon r. Blum und seine nächsten Anhänger haben erklärt, daß, wenn dieser An- trag durchfiele, sie sich mit dem linken centrum (wozu ravaux, die Wür-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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