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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 128 -
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Tagebücher128 derte, darauf sprachen fischhof und Pannasch als chef der nationalgarde, auch doblhoff war da, wir fuhren dann im schritt im hofwagen unter dem endlosen Jubel in Wien ein, in die todesco’sche Wohnung in der kärnthner- straße, welche uns durch die fatale Höflichkeit der Stadt Wien als Absteige- quartier angewiesen worden war. Wir wären viel angenehmer und comfor- tabler im gasthofe gewesen, wo wir bereits Zimmer bestellt hatten. Auch erregte es einige mißstimmung unter den aufgeklärten Wienern, daß wir im hause eines Juden wohnten, und es kamen sogar einige leute zu uns, um uns dieses zu sagen, so daß dieses im ersten Augenblicke uns einige Besorgniß machte, es wurde jedoch unter uns beschlossen, da wir einmahl da seyen, auch zu bleiben, was jedenfalls das Beste war. Auf mich machte der triumphzug durch die stadt einen unsäglich weh- müthigen eindruck. Alles war so ganz anders, als es vor 6 Wochen ge- wesen, fast nicht ein Bekannter, die stadt bevölkert von studenten und Proletariern, alle Wohlhabenden abwesend und ihre fenster geschlossen. ich sah es gleich beym ersten Blicke, was sich mir dann später bestätigte, eine vollständige Anarchie, ein verworrenes kopfloses Treiben, welches nur durch die gutmüthigkeit, ich möchte fast sagen kindischheit der Wiener zu nichts schlimmeren geworden ist, aber mit jedem Augenblicke dazu wer- den kann. es ist de facto eine republik, nur merken es die leute nicht, der sicherheitsausschuß, bestehend aus circa 200 Abgeordneten der national- garde und academischen legion, regiert und verhandelt in sitzungen, wel- che eher einer Judenschule als sonst etwas ähnlich sehen (einer dieser sit- zungen wohnte ich bey, hatte aber bald genug davon), über alle möglichen gegenstände. das ministerium steht unter seiner Zuchtruthe. Pillersdorf ist ein ganz misérabler charakterloser kerl, wird von aller Welt verachtet, und der Ausschuß und die studenten sagten es laut und öffentlich, daß sie ihn nur deßhalb dulden, weil er ihre drahtpuppe ist. Bey den reichstags- wahlen, welche damals Wiens Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen, und wo er candidirte, sagte er u.a., daß er zwar für ein Zweykammersystem sey, jedoch wenn sich die mehrheit für das einkammersystem aussprechen sollte, er sich diesem fügen werde! und so ein kerl wurde in 2 Wahlbezirken Wiens gewählt!1 das größte unglück aber ist, daß der reichstag wegen seiner Zusammen- setzung schon jetzt alle Achtung und jede erwartung, die man von ihm he- gen mochte, verloren hat, es sind größtentheils Bauern gewählt, von denen viele nicht einmal deutsch können (z.B. die polnischen, die sich in casernen und in ställen einquartiert haben), die studenten etc. sprechen von einer 1 frh. franz v. Pillersdorff wurde in der inneren stadt und in der leopoldstadt gewählt, er nahm das erstere mandat an.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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