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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 142 -
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Tagebücher142 mittlerweilen scheinen die slaven am reichstage in Wien allmälig die Oberhand zu gewinnen, doch wird derselbe offiziell erst am 22. eröffnet. der kaiser oder erzherzog franz carl dürften dann doch nach Wien zu- rück kommen, jedoch scheint es schon ganz ausgemacht, daß im August, wenn erzherzog franz Joseph majorenn wird, Beyde zu dessen gunsten abdiciren werden. Ich flehe zu Gott, daß damit etwas gewonnen seyn möge, denn im entgegengesetzten falle haben wir dann eine zweyte revolution zu gunsten der jüngeren linie, d.i. erzherzog Johanns, und dann vielleicht den Zerfall der monarchie. erzherzog Johann hat hier, sehr kluger Weise, auf jede civilliste ver- zichtet, und wir, d.h. das Bureau haben von der nationalversammlung den Auftrag erhalten, ihm ein Palais zu nehmen und zur verfügung zu stellen, wir haben dann das mülhens’sche haus genommen.1 seit 2 tagen beschäftigt uns die debatte über die einverleibung des deutschen theiles von Posen in den deutschen Bund, die linke ist da wie- der entschieden dagegen (aus sympathie für die Polen als unruhestifter und faiseurs de barricades durch ganz europa, und aus connivenz mit frankreich). Jordan von Berlin, von der äußersten linken, aber dießmal sich zu ihrem großen Ärger von ihr trennend, hielt gestern eine brillante und ganz staatsmännische rede gegen die polnischen machinationen. das resultat der Abstimmung ist nicht zweifelhaft, obwol es geschehen dürfte, daß ein theil der ultramontanen dießmal mit der linken stimmen wird, wie sich auch schon einige stimmen im katholischen, d.i. polnischen sinne gegen das protestantische Preußenthum haben vernehmen lassen, wiewol radowitz sie im nahmen der nationalität davon abzuhalten versuchte. im übrigen wird die haltung der versammlung immer fester, besonne- ner und würdiger, selbst die leidenschaftlichsten suchen sich einer gewis- sen Mäßigung zu befleißen, denn die Versammlung imponirt ihnen. Auch die gallerieen sind jetzt ganz anders als früher. das Ansehen der ver- sammlung steigt in ganz deutschland, und ich wünsche jetzt im interesse der deutschen sache nur das, daß der gegenwärtige Zustand sich so lange als möglich erhalte. die provisorische centralgewalt muß sich in das volk hineinwachsen und wird in diesem falle mit jedem monathe mächtiger werden und den Übergang zu einer définitiven Gestaltung im constitutio- nellmonarchischen sinne immer unmerklicher anbahnen. daher wünsche ich auch, daß die nationalversammlung als die stärkste stütze der cen- tralgewalt solange als möglich beysammen bleibe, daher ich auch gegen die weitschweifige Berathung der Grundrechte, wie wir sie vor uns haben, jetzt 1 das 1803–1806 für den frankfurter Bankier mülhens errichtete haus in der großen eschenheimer str. 74, 1943/44 zerstört.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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