Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 152 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 152 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II

Bild der Seite - 152 -

Bild der Seite - 152 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II

Text der Seite - 152 -

Tagebücher152 seite der linken sogar auf einen ordnungsruf gegen die rechte, als nun soiron, hieran anknüpfend, nach einigen energischen Worten über die ge- strige scene (welche übrigens dadurch, daß er sie las, viel von ihrer Wir- kung verloren) Brentano zur ordnung rufen wollte, erhob die linke und die gallerieen ein wüthendes geschrey, während wir stumm und ruhig da saßen. nachdem dieses toben etwa 10 minuten gedauert hatte, suspen- dirte soiron die sitzung bis 11 uhr. Als wir dann um 11 uhr wieder zu- sammenkamen, sprach soiron seinen ordnungsruf aus, und als sich der lärm von früher noch ärger wiederholte, ließ er die gallerieen, es geschah dieß zum erstenmale, räumen, was viel Zeit wegnahm, indem die leute lange nicht fort wollten, und gagern und hermann selbst hinauf mußten, um sie zum fortgehen zu bringen. Als nun die sitzung fortgesetzt wurde, wurde zuerst ein Antrag der linken auf Wiederzulassung des Publikums in namentlicher Abstimmung verworfen, dann, nach einer hitzigen debatte, in derselben Weise die Amnestiefrage verneint.1 indessen hatte es drau- ßen einen krawall gegeben und blutige köpfe. die leute, meist mainzer und hanauer herbeygeholtes gesindel unter metternichs leitung, sangen das hecker lied2 etc. militär und Bürgerwehr mußten ausrücken und die straßen absperren. Beym herausgehen wurde lichnowsky auf der straße ausgepfiffen, und ich und noch ein paar Andere gingen mit Soiron, weil wir für ihn (der übrigens heute und gestern so schlecht wie nur immer möglich praesidirte) Ähnliches erwarteten, was aber nicht geschah. heute Abend gab es ein paar katzenmusiken. morgen ist keine sitzung. dagegen über- morgen kömmt die frage wegen heckers Zulassung vor,3 und gott weiß, was da geschieht, denn die stadt wimmelt von verdächtigem gesindel. daß diese ganze Begebenheit auf den Particularismus in Preußen noch mehr aufregend einwirken wird, ist gewiß. gagerns Benehmen dabey hat mir nicht gefallen, mir gefällt überhaupt der ganze mann nicht, ein leder- ner enthusiast, ein staatsmann eines duodezfürstenthümchens und mit 1 der Ausschussantrag, über die Petitionen zur Amnestie von wegen politischer delikte in Untersuchung befindlichen Deutschen zur motivierten Tagesordnung überzugehen, wurde in namentlicher Abstimmung mit 317 zu 90 stimmen (bei 9 enthaltungen und 155 Abwe- senden) angenommen, Andrian stimmte mit der majorität. 2 von mehreren auf friedrich hecker verfassten revolutionsliedern ist das bekannteste: „es klingt ein Name stolz und prächtig / Im ganzen deutschen Vaterland; / Und jedes Herz er- zittert mächtig, / Wenn dieser name wird genannt. / ihr kennt ihn wohl, den edlen mann: / es lebe hecker! stoßet an!“ nach Aufruf zur fortsetzung des kampfes („die losung bleibt: tod oder sieg!“) und zur Beseitigung der feigen versammlungen und jener lumpen, die ihn im Stich ließen, lautet die letzte Strophe: „Die Freiheit ist noch nicht verloren; / Bald in des ruhmes flammenschein / Zieht er bei festgeschmückten toren / im vaterlande wieder ein. / und allerwärts ertönt es dann: / es lebe hecker! stoßet an!“ 3 vgl. dazu eintrag v. 16.6.1848.
zurück zum  Buch „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“