Seite - 13 - in Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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wurden, als welche Formen von Arbeit oder Nicht- Arbeit sie also kategorisiert wur-
den. Ziel ist die Herausarbeitung der Institutionen, die für die Kategorisierungen von
Musizieren als Arbeit oder Nicht- Arbeit zentral waren. Dabei stehen keine engen
Definitionen dessen, was noch Musizieren war und was nicht, am Beginn, sondern
die Einbeziehung einer großen Vielfalt an Musizierformen. Nicht die Beschreibung
einer Musizierform wie Berufsmusizieren, die Musizieren als Arbeit besonders „tref-
fend“ repräsentieren würde, und deren Vorstellung als exemplarisch für Musizieren
an sich soll hier die Untersuchung strukturieren. Vielmehr ist ausgehend vom Ver-
gleich der Formen des Musizierens erst festzustellen, wie und wann es zu Arbeit
gemacht wurde – und wie und wann nicht. In einer derartigen Perspektive wird
besondere Bedeutung auf die Praktiken gelegt, die Übergänge zwischen Musizier-
formen bedeuteten, sowie auf Konflikte um deren Bedeutungen
– denn dort wurde
besonders gut sichtbar, wodurch die Differenzierungen charakterisiert waren. Was
sich in dieser Untersuchung weniger findet, ist eine ausführliche Darstellung der
ökonomischen Grundlagen des Musizierens in der Zwischenkriegszeit etwa anhand
der Entwicklung von Löhnen. Dies ist weniger der Überzeugung geschuldet, dass
diese irrelevant wären, als vielmehr der aufgrund einer sehr offenen Perspektive hin-
sichtlich dessen, was noch Musizieren war, sehr aufwendigen Erhebung dieser Art
von Daten. Miteinander vergleichbare Informationen und Angaben über Bedingun-
gen des Musizierens wie Spieldauer, Abhängigkeitsverhältnisse, Löhne etc. auch für
Musizierformen wie Vereinsmusizieren auf dem Lande oder Bettelmusizieren zu
generieren, wäre eine Aufgabe für eine eigenständige Arbeit gewesen.
Untersuchungsrahmen im engeren Sinne ist Österreich zwischen 1918 und dem
Einmarsch des nationalsozialistischen Deutschlands 1938, wenn auch Entwicklungen
zu Beginn des 20. Jahrhunderts in ihrer Bedeutung berücksichtigt werden, ebenso
wie die Verwendung von lebensgeschichtlichen Erzählungen im systematischen Ver-
gleich kein striktes Weglassen der Zeit vor 1918 erlaubt.21 Die Einteilung in Perio-
den beinhaltet in einer Perspektive, die kontinuierliche Entwicklungen annimmt,
immer ein gewisses Maß an Willkür, scheint aber unerlässlich, um eine eingehende
Beschreibung der unterschiedlichen Differenzierungen des Musizierens leisten zu
können. 1918 wurde als (durchlässige) untere Grenze des Untersuchungszeitraums
gewählt, da nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sich nicht nur Territorium und
Staatsform radikal veränderten, sondern auch eine Reihe von sozialpolitischen und
arbeitsrechtlichen Maßnahmen durchgesetzt wurde,22 die die Bedeutungen von
Arbeit nachhaltig veränderten. 1938 hingegen brachte neben stark veränderten poli-
tischen Verhältnissen auch eine Änderung der Bedingungen des Musizierens
– hier
21 Siehe Kapitel 3.1 zu meiner Verwendung lebensgeschichtlicher Erzählungen als Quelle.
22 Tálos, Sicherung, 20 ff. Forschungskontexte 13
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Über die Produktion von Tönen
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Titel
- Über die Produktion von Tönen
- Untertitel
- Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Autor
- Georg Schinko
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20802-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 310
- Schlagwörter
- Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
- Kategorie
- Kunst und Kultur