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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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verdienen.“ 86 „Musikerelend“ wurde zu einem von beruflich Musizierenden häufig gebrauchten Begriff, ohne dass diesem außerhalb dieser Gruppe große Beachtung geschenkt worden wäre.87 Die Arbeitslosenquote beruflich Musizierender lag  – je nach Quelle  – zwischen 25  Prozent (Volkszählung, Stand 1934)88 und mehr als 75  Prozent (sozialistische Musikergewerkschaft, Stand 1933).89 Das Einkommen eines/einer MusikerIn außerhalb des Kunstbetriebes war sowohl in den 1920er- als auch in den 1930er- Jahren in etwa mit dem eines gelernten Maurers oder eines Hilfsarbeiters in der Bauwirtschaft vergleichbar.90 Neben der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie, die auch andere Berufsgruppen schwer traf,91 wurde das „Musikerelend“ auch durch die fortschreitende Mechanisierung von Musik seit den 1910er- Jahren gefördert. Erfindung und Verbreitung von Grammophon, Radio und Tonfilm trugen durch die Konzentration der Musikleistung dazu bei, dass eine kleine Gruppe von Musi- zierenden voll ausgelastet war und beruflich tätig sein konnte, die große Mehrheit aber ihre Gelegenheiten, Verdienst zu erlangen, verlor 92  – ein Zusammenhang, der auch von den Musikergewerkschaften als Kampf gegen die Mechanisierung und für die „lebendige“ Musik immer wieder thematisiert wurde. 2.3.2 Musizieren kann Arbeit und Arbeitsvermeidung sein Viele Formen des Musizierens wurden ganz selbstverständlich als Arbeit gesehen. Sie wurden gegen Lohn ausgeführt, waren arbeitsrechtlich mehr oder weniger abge- sichert, waren Gegenstand von Kollektivverträgen und wurden vor Arbeitsgerichten verhandelt. Es gab jedoch auch Musiziertätigkeiten, deren Arbeitscharakter fraglich 86 Österreichisches Staatsarchiv, AdR, Bundeskanzleramt/Ministerium für Inneres, Wanderungs- amt, 1922, Zl.  71.591, Österreichischer Musikerverband, Schreiben an das Bundesministerium des Innern, 19.  Dezember 1922. 87 „Drangen die Hinweise auf die Nöte der Musiker (von denen gar nicht so wenige ihre Aus- bildung am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde genossen hatten) überhaupt je ins Bewußtsein des musikbegeisterten Bürgertums, das sich in den philharmonischen Kon- zerten traf? Wohl kaum.“ (Heller, Die Zeit, 116). 88 Bundesamt für Statistik, Ergebnisse. Bundesstaat Tabellenheft, 210. 89 Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Bundesministerium für Unterricht, Musik in genere, 1933, Zl.  1.694, Österreichischer Musikerverband, Schreiben an den Präsident der Radioverkehrs A. G., 17.  Jänner 1933, 1. 90 Siehe Kapitel 2.3.6. 91 Vgl. Hanisch, Schatten, 277 ff. 92 Vgl. Wicke, Dienstleistung, 228 ff.; siehe zur wirtschaftlichen Organisationen der Mechani- sierung von Musik auch Gebesmair, Koalitionen. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR Differenzierungen von Musizieren40
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Titel
Über die Produktion von Tönen
Untertitel
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Autor
Georg Schinko
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Kategorie
Kunst und Kultur
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