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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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Passus bis zum Ende der Zwischenkriegszeit Gültigkeit behielt) die „Ausübung der schönen Künste“ aus ihrem Anwendungsbereich aus.8 Doch noch im Jahre 1932 herrschte bei den zuständigen Behörden Uneinigkeit über die Interpretation der Gewerbeordnung in Bezug auf Musizieren, sodass sich das Bundesministerium für Handel und Verkehr zu einem Rundschreiben an die Landesbehörden veranlasst sah. In diesem wurde festgestellt: Unter ‚Ausübung der schönen Künste‘ ist  […] jede Betätigung künstlerischer Richtung und Qualität  […] zu verstehen. Das Kriterium für die ‚Ausübung der schönen Künste‘ ist also nicht in der Originalität des künstlerischen Produkts und der schöpferischen Betä- tigung, sondern in der Qualität der künstlerischen Leistung zu suchen, weshalb es an einem objektiven und absolut verlässlichen Masstab dafür gebricht, wie weit bezw. eng die Grenzen des Begriffes ‚Ausübung der schönen Künste‘ zu ziehen sind.9 Das Kriterium der „Qualität der künstlerischen Leistung“ rekurrierte trotz der angesprochenen Problematik eines „objektiven und verlässlichen Maßstabs“ dafür auf Begriffe, die eine Messbarkeit von Kunst implizierten: Musikalisches Auftreten verfüge über mehr oder weniger künstlerische Leistung und könne dementspre- chend klassifiziert werden. Dass im Übrigen im Einzelfall wenige Schwierigkeiten auftraten, „weil auch die wenigen vom künstlerischen Standpunkt in der Theorie heikel erscheinenden Grenzfälle nach der bestehenden Praxis der zuständigen Verwaltungsbehörden immer reibungslos nach einer oder der anderen Richtung entschieden werden können“,10 ist wohl auf die in der Logik der Praxis 11 ange- legte flexible Verwendung des Kunstbegriffs zurückzuführen. Wie diese aussehen konnte, zeigen etwa die Entscheidungen von Arbeitsgerichten, in denen die Frage gestellt wurde, ob Musizieren im jeweiligen Fall einen „höheren Dienst“ dar- stellte, was oftmals die Frage nach dem künstlerischen Wert oder Charakter des Musizierens einschloss. In einer Reihe von Entscheidungen wurde Kunst etwa über ihren Gegensatz zur Gebrauchsmusik (die bloß Stimmung erzeugen wollen würde)12 oder aber als „schöpferische Gestaltungskraft“ und „Neuschöpfung des Tonstückes aus der Seele des Musikers“ 13 charakterisiert, KünstlerIn- Sein über die 8 Kaiserliches Patent vom 20. December 1859 womit eine Gewerbe- Ordnung für den ganzen Umfang des Reiches erlassen wird, Artikel V Punkt c. 9 Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Bundesministerium für Unterricht, Musik in genere, 1932, Zl.  10.718, Musikergewerbe, 7. 10 Ebd., 8. 11 Bourdieu, Entwurf, 248 f.; vgl. auch Wadauer, Distinctions, 37 f. 12 Bundesministerium für Justiz (Hg.), Sammlung. 6. Jahrgang, 220 ff. 13 Bundesministerium für Justiz (Hg.), Sammlung. 8. Jahrgang, 264. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR Musizieren als hohe Kunst98
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Titel
Über die Produktion von Tönen
Untertitel
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Autor
Georg Schinko
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Kategorie
Kunst und Kultur
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