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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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Es ist ein wahrer Jammer um den häuslichen Musikunterricht. Derselbe liegt zum großen Teil in den Händen von pädagogisch unerfahrenen Mädchen, die vermöge eines mehrjähri- gen privaten Unterrichtskurses, mit oder ohne Staatszeugnis, oder auf Grund von Konser- vatoriumsausbildung sich befähigt glauben, die musikalische Heranbildung zu leiten.56 Eine andere Form der Musikausbildung war das Konservatorium (bzw. später die Musikakademie). Als zweites Konservatorium der Habsburgermonarchie (nach dem 1811 in Prag gegründeten) wurde 1817 das Konservatorium in Wien von der Gesell- schaft der Musikfreunde errichtet, nachdem bereits Jahrzehnte zuvor über das Feh- len einer zeitgemäßen Ausbildungsstätte in der „Musikstadt Wien“ geklagt worden war.57 Es war die erste (zumindest formal) allgemein zugängliche Ausbildungsstätte, in der systematischer Musikunterricht angeboten wurde.58 Nachdem das Wiener Konservatorium bereits ab der Mitte des 19.  Jahrhunderts staatlich subventioniert worden war, wurde es 1909 vollständig als Akademie vom Staat übernommen, wäh- rend zugleich das Neue Wiener Konservatorium für Musik  – zunächst als Privat- anstalt  – gegründet wurde. Konservatorien und Akademien sollten der Ausbildung von KünstlerInnen dienen  – sowohl (zumindest in den Anfangszeiten) von künstlerisch tätigen und gebildeten AmateurInnen als auch von jenen, die das Musizieren zu ihrem Beruf machten.59 Wie Lynn Sargeant am Beispiel Russlands zeigt, standen allerdings die Ansprüche der BetreiberInnen von Konservatorien und Akademien, die damit die Professio- nalisierung des Musizierens betreiben wollten, den Absichten der Studierenden, die sich nicht immer auch als Teil der Musikerprofession verstanden, oftmals ent- gegen.60 Angesichts der starken Zunahme an Ausbildungsformen und -stätten wurde von manchen Akteuren die Frage nach den Qualifikationen der Lehrenden gestellt. Während MusiklehrerInnen an staatlichen Volks- und Mittelschulen eine Prüfung vor einer Kommission (die sogenannte Staatsprüfung) ablegen mussten,61 waren sowohl das Abhalten von Privatunterricht als auch das Unterrichten an pri- vaten Musikschulen rechtlich jedem/jeder zugänglich. In der Praxis hatte es sich allerdings oftmals eingebürgert, dass auch Lehrende im Privatunterricht oder an Musikschulen die Staatsprüfung mittels einer Sondergenehmigung ablegten, um 56 Flesch, Berufskrankheiten, 205 f. 57 Heller, Konservatorium, 208 ff. 58 Möller, Musiklehranstalten, 5. 59 Fend/Noiray, Introduction, 9. 60 Sargeant, Class. 61 Vollzugsanweisung des Staatsamtes für Inneres und Unterricht vom 22.  Oktober 1919, StGBl Nr.  504, mit der eine Prüfungsvorschrift für das Lehramt der Musik an Mittelschulen sowie Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten erlassen wird. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR Musizieren als hohe Kunst114
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Titel
Über die Produktion von Tönen
Untertitel
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Autor
Georg Schinko
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Kategorie
Kunst und Kultur
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