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einzelnen Elemente eines touristischen Produktes von der An-
reise über die Übernachtung, die Aktivitäten bis hin zur Gas-
tronomie miteinbezogen werden. Hier liefert der vorliegende
Bericht erstmalig einen differenzierten Zugang. Die Struktur
des Tourismussystems, die auch diesem Bericht zugrunde
liegt, ist in Abb. 1.1 dargestellt. Sie zeigt die entscheidenden
Bausteine des Tourismussystems (blau dargestellt), die hier
im Zusammenhang mit dem Klimawandel detailliert betrach-
tet werden, und die für das Reisemotiv ganz entscheidenden
Attraktionen und Aktivitäten (hier orange dargestellt), jeweils
mit Verweisen auf die entsprechenden thematischen Kapitel
des Berichts. Allerdings sind wir uns bewusst, dass für das
touristische Erlebnis diese „Bausteine“ zusammenwirken und
oft vom Gast als ganzheitlich wahrgenommen werden. Die
separate Betrachtung erleichtert jedoch die Analyse und Ab-
leitung von Handlungsoptionen.
Der vorliegende Bericht stellt für die jeweiligen Bereiche
neben dem Kernthema des Einflusses des Klimawandels bzw.
auf den Klimawandel auch die aktuellen Trends und Entwick-
lungen dar, um mögliche Veränderungen auf der Angebots-
und Nachfrageseite nicht zu übersehen bzw. diese bei der
Diskussion von Anpassungsmaßnahmen und Minderungs-
strategien berücksichtigen zu können. Dabei werden die
klassischen Komponenten eines Urlaubs, die Mobilität, der
Transport und die Erreichbarkeit von Destinationen (Kap. 3),
die Beherbergung (Kap. 4), die Gastronomie und Kulinarik
(Kap. 5) sowie die häufig urlaubsprägenden Aktivitäten und
Attraktionen jeweils gesondert betrachtet. Die Aktivitäten
gliedern sich im Bericht in Outdooraktivitäten im Winter
(Kap. 6), Outdooraktivitäten im Sommer und in den Über-
gangszeiten (Kap. 7) sowie Indooraktivitäten (Kap. 8).
Die ausführliche Behandlung der Attraktionen, zu denen
hier auch der Städte- und Kulturtourismus (Kap. 9), Festivals,
kulturelle Events, Großveranstaltungen sowie Sportgroßver-
anstaltungen und Lifestyleevents (Kap. 10) zählen, fehlte im
letzten Sachstandsbericht (AAR14). Viele der Marketing-
initiativen, wie Kultur- oder Sportveranstaltungen, die viele
Besucherinnen und Besucher anziehen und erhebliche Treib-
hausgasemissionen verursachen können, wurden ebenfalls in
den Bericht aufgenommen. Die Berücksichtigung dieser Er-
eignisse muss auch die möglichen Auswirkungen des Klima-
wandels auf verschiedene Arten von Veranstaltungen, ihre
Besucherinnen und Besucher und die Möglichkeiten zur Min-
derung und Anpassung einschließen.
Kap. 11 greift die globale Dimension des Tourismus auf
und diskutiert einerseits die aktuellen Erkenntnisse des Bei-
trags des Tourismus zu den weltweiten Treibhausgasemissio-
nen und andererseits die klimawandelinduzierten regionalen
Verschiebungen der Tourismusnachfrage und deren Auswir-
kungen auf Österreich. Da es bislang keine detaillierten Stu-
dien zum Beitrag des Tourismus zu den Treibhausgasemissio-
nen für Österreich gibt, wurden aufgrund der Bedeutung für
Minderungsstrategien erste grobe Abschätzungen zumindest für die An- und Abreise sowohl für den Tourismus aus Ös-
terreich (österreichische Reisende, auch ins Ausland) als auch
für den Tourismus in Österreich (In- und Ausländer) gemacht.
Nationale Verpflichtungen auf Grundlage des Pariser Klima-
abkommens und Strategiepapiere werden in Kap. 12 diskutiert,
bevor abschließend in Kap. 13 mögliche Handlungsoptionen
für alle Bereiche zusammenfassend aufgezeigt werden.
Der folgende einführende Abschn. 1.2 erläutert die Bedeu-
tung des Tourismus in Österreich und liefert damit wichtige
Hintergrundinformation zum Verständnis der jeweiligen
Fachkapitel, die die einzelnen Bereiche des Tourismus im
Zusammenhang mit dem Klimawandel vertiefend betrachten.
1.2 Stellenwert und Entwicklung
des Tourismus in Österreich
Wenn nachstehend die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des
Tourismus behandelt wird, dann ist es nötig zu wissen, dass
im Rahmen der Tourismusstatistik in Österreich die Rei-
seaktivitäten von Personen erfasst werden, die zumindest
eine Nächtigung außer Haus in Österreich umfassen, in der
Freizeit erfolgen und keinen beruflichen, gesundheitlichen
o. ä. Anlass haben. Alle österreichischen Beherbergungs-
betriebe und Privatvermietungen sind durch die bundesweite
Tourismus-Verordnung von 2002 verpflichtet monatlich ent-
sprechende Daten an ihre Gemeinde zu melden. Die Datener-
fassung entspricht damit den internationalen Anforderungen
(UN und UNWTO 2010).3
1.2.1 Gesamtwirtschaftliche Bedeutung
Betrachtet man die touristische Entwicklung Österreichs in
Zahlen, dann zeigt sich nicht nur die enorme Bedeutung des
Tourismus, sondern auch die hohe Wettbewerbsfähigkeit
des Landes im internationalen Vergleich. Im Kalenderjahr
2018 wurden in Österreich über 44,8 Mio. Gäste mit rund
149,80 Mio. Übernachtungen gezählt, was einem erneuten
Spitzenwert entspricht (Statistik Austria 2019a). Der Travel
& Tourism Competitiveness Report 2019 unterstreicht die
dargestellten Ergebnisse (WEF 2019). Die wirtschaftliche
Bedeutung des Tourismus lässt sich auch an folgenden Kenn-
zahlen gut nachvollziehen:
Von 2000 bis 2017 ist die touristische Gesamtnachfrage im
Durchschnitt um 3,3 % pro Jahr gestiegen. Im Jahr 2017 be-
liefen sich die direkten Wertschöpfungseffekte des Tourismus
– exklusive Dienst- und Geschäftsreisen – laut Tourismus-Sa-
tellitenkonto (TSA) auf 23,61 Mrd. €, was einem Anteil von
6,4 % am Bruttoinlandsprodukt entspricht. Für das Jahr 2018
3 Bei vielen Daten zur Reisetätigkeit können berufliche Fahrten bzw.
Konferenzteilnahmen nicht herausgerechnet bzw. ausgeklammert werden.
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263