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Tragsessel und Sänften in Genua vom 16 bis Anfang des 18 Jahrhunderts 65
4 Luxusgesetze
Tragsessel entwickelten sich – ebenso wie Sänften – im Laufe der Zeit in zunehmendem
Maße zu beliebten Mitteln der Luxus- und Prachtentfaltung. Um Exzessen einen Riegel
vorzuschieben, wurden Tragevehikel mehrmals Zielscheibe von Verordnungen. Da die da-
rin festgelegten Bestimmungen oftmals publiziert wurden, sind jedoch große Zweifel an ih-
rer Durchsetzungskraft angebracht. So wurden etwa 1666 sämtliche Karossen, Sänften und
Tragsessel verboten, an deren Stoffen, Fransen, Ornamenten und Stickereien Gold oder
Silber vorzufinden waren. Jene, die in Hinkunft noch hergestellt würden, durften zudem
auch keine Ziernägel oder -knäufe aufweisen. Innerhalb der Stadtmauern waren außerdem
ab Inkrafttreten der Bestimmungen nur noch Tragsessel erlaubt, an denen sich keinerlei
Gold- oder Silberornamente oder überflüssige Ziernägel befanden.48 Bereits 1672 wurde er-
neut ein öffentliches Verbot ausgesprochen, das wiederum Karossen, Sänften und Tragsessel
ins Visier nahm. Untersagt war nun der Einsatz von Vehikeln mit folgenden Eigenschaften:
[…] veluto e con ricami e ornamenti di bordatura, al di fuori, d’argento o d’oro e resti
parimenti proibito l’uso di coperte alli muli con riccamo di bordatura esclusi però quelli de
suddetti vasi e coperte de muli che Cesare Pallavicino avessero ad adoperarsi per servigio
del serenissimo Duce con dichiarazione che non resti proibita l’indoratura di dentro alli
legnami di deti usi già fabbricati che però non se ne possa far di nuovi se non con doratura
piana.49
Im Jahr 1680 wurde diesem Verbot hinzugefügt, dass die innere Ausstaffierung in Leder,
Wollstoff, Stoffen aus mit Seide durchwirkter Wolle sowie in reinem Seidenstoff ebenso wie
Vergoldungen an nicht geschnitzten Holzteilen geduldet seien. Auch würden Vehikel mit
vergoldetem Schnitzwerk toleriert, so ihr Herstellungsdatum vor dem Erlass von 1672 liege.50
5 Erhaltungskosten
Es versteht sich von selbst, dass nicht nur für die Herstellung aufwendig ausgestatteter
Prunkvehikel – im Jahr 1586 musste Giovanni Battista Spinola für den Kauf einer „ca-
48 ASG, Archivio Segreto 2943, 1580–1778.
49 ASG, Archivio segreto 2943, 1675: „[…] si permette ancora nell’interiore l’indoratura de legni i quali
per quelli che si faranno nell’avvenire dovranno esser piani, senza intaglio veruno, tollerandosi i vari già
fabbricati, e posti in uso tali quali sono, ancorché fossero dorati con intagli“.
50 Merli 1871 (wie Anm. 4), S. 34, Anm. 11; Simonetti 1995 (wie Anm. 21), S. 20 und 36, Anm. 44.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Titel
- Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
- Untertitel
- Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Autor
- Mario Döberl
- Herausgeber
- Alejandro López Álvarez
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20966-9
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918