Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Seite - 184 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 184 - in Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns

Bild der Seite - 184 -

Bild der Seite - 184 - in Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns

Text der Seite - 184 -

Tymofiy Havryliv184 der indischen Literatur in das europäische Mittelalter als Reinke de Vos gelangt sein, der als Grundlage für Goethes Märchen diente. Zum Schluss seiner Einführung wird Goethes Reineke Fuchs analysiert. Die übersetzerische Tätigkeit Frankos ist weder mit den Übersetzungen und Nachdichtungen erschöpft noch mit den Reminiszenzen und Einflüssen in seiner eigenen literarischen Produktion, oder der gleichzeitigen wissenschaftlichen und literarischen Aufarbeitung eines Vorlagestoffes. Während Franko aus dem Altgriechischen, Lateinischen, Englischen, Deut- schen, Polnischen, Bulgarischen, Rumänischen, Russischen und Italienischen übersetzt hat, wurden seine literarischen Werke wiederum in eben diese Sprachen übertragen. Eine ganz besondere Stellung gebührt seinen Selbstübersetzungen und hierin seinem souveränen Verkehr zwischen den Sprachen. Als bestmögliches Beispiel dafür sei Frankos Novelle Dla ogniska domovego (Für den häuslichen Herd)28 genannt. Ein ukrainischer Autor verfasst in Wien ein belletristisches Werk in pol- nischer Sprache, denn Für den häuslichen Herd wurde im Herbst 1892 ursprünglich in Polnisch geschrieben, aus dem polnischen Manuskript ins Deutsche übersetzt und 1894 in einer Sonntagsbeilage des Berliner Vorwärts veröffentlicht. Welches ist dann das Original – das Polnische, weil es als Erstes entstanden ist? Handelt es sich tatsächlich noch um Übersetzungen oder um drei Originale mit feinen Dif- ferenzen, die möglicherweise nicht von den sprachlichen Unterschieden alleine, sondern vom Wunsch herrühren, den Text im jeweiligen kulturellen Raum besser verankern zu können? Oder etwa um drei gleichrangige Fassungen ein und des- selben Inhalts? Sind es drei Texte oder ein und derselbe Text in drei Sprachen? Die Trikulturalität hat jedenfalls den Schreibstil von Ivan Franko maßgeblich geprägt. Dass Franko als Leser, Wissenschaftler und Übersetzer zeitlebens zwischen den Sprachen unterwegs war, stellt für die damaligen Verhältnisse keinen Sonder- fall dar und ist auf die Grenzlage und Multikulturalität Galiziens in besonderem Maße zurückführbar. Dass er aber in seinem belletristischen Schaffen mit vier Sprachen operierte – zum Ukrainischen, Deutschen und Polnischen kommt das Russische hinzu –, ist etwas Besonderes. Seine in Deutsch verfassten Texte wei- sen meistens wissenschaftlichen, publizistischen beziehungsweise epistolarischen Charakter auf, in wesentlich geringerer Anzahl sind es, meistens kürzere belle- tristische Texte, Erzählungen. In den Briefen und Autobiografien, die Franko in Deutsch verfasst hat, gibt es darüber hinaus öfters deutsche Titel seiner in Ukrai- nisch geschriebenen Werke. Insgesamt hat Franko 130 Texte in Deutsch verfasst beziehungsweise selbst ins Deutsche übersetzt, 15 davon sind seine eigenen bellet- ristischen Prosawerke.29 Ob Franko ein deutschsprachiger Schriftsteller geworden wäre, wäre ihm mehr Beachtung im deutschsprachigen Raum zuteil geworden, bleibt genauso eine spekulative Option wie die Vorstellung von seiner Karriere als Lehrender und Gelehrter im Fall einer positiven Entscheidung der Behörden über 28 | Vgl. Franko, Ivan: Dla ogniska domovego [1897] [Für den häuslichen Herd]. In: ders.: Zibrannja tvoriv, Bd. 19, S. 353-483. 29 | Bendzar, Bogdan: Tvorčestvo Ivana Franko na nemeckom jazyke. Avtoreferat disser- tacii na soiskanie učenoj stepeni kandidata filologičeskih nauk [Das Werk Ivan Frankos in deutscher Sprache. Autoreferat der Dissertation, eingereicht für die Erlangung des aka- demischen Grades Doktor für philologische Wissenschaften]. Kiev: Inst. litertury im. T. G. Ševčenko AN USSR 1969, S. 3.
zurück zum  Buch Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns"
Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Transdifferenz und Transkulturalität