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»Die Dinge reden im Lichte eine andere Sprache
als im Dunkeln.«
Deutschschreibende Autorinnen aus dem Gebiet
der heutigen Slovakei
Ingrid Puchalová
… die Dinge reden im Lichte eine andere Sprache als im
Dunkeln, bei Tag eine andere Sprache als bei Nacht oder im
Dämmer des Zwielichts, wenn die Gegenwart mit Vergangen-
heit und Zukunft in ein einziges Ganzes zusammenschmilzt,
und ihre Geheimnisse offenbaren.
Elsa grailich: PrEssburgEr intEriEurs
Einer der bekanntesten gebürtigen Kaschauer, der Schriftsteller Sándor Márai,
schildert in seiner Autobiografie Bekenntnisse eines Bürgers. Erinnerungen (1934) die
Atmosphäre der Stadt Košice/Kaschau/Kassa um 1900:
Diese Slowaken [die slovakischen Bauern – Anm. d. Verf.] aus der Umgebung sprachen kaum
ein Wort Ungarisch. Einer sonderbaren slowakisch-ungarischen Mischsprache bedienten
sich auch die Dienstboten; Konversationssprache der ortsansässigen besseren Gesell-
schaft war offiziell das Ungarische, aber zu Hause, in der Familie, sprachen selbst die zuge-
wanderten Ungarn lieber Zipserdeutsch. In alledem lag wenig Absicht. Das Fluidum der Stadt
war ungarisch, aber in Pantoffeln und Hemdärmeln, nach dem Abendessen, wechselten auch
die Herren zum Deutschen über.1
Mögen Márais Worte auch ein wenig übertrieben klingen, so treffen sie doch im
Kern die Tatsache, die nicht bezweifelt werden kann, nämlich die Bedeutung der
deutschen Sprache und der mit ihr verbundenen Kultur für das geistige Leben auf
dem Gebiet der heutigen Slovakei.
Die slovakische Schriftstellerin und Publizistin Elena Maróthy-Šoltésová (1855–
1839) schildert in der ersten Szene ihres zweiteiligen Romans Proti prúdu (Gegen
den Strom, 1893) den Alltag auf dem slovakischen Bahnhof. Der uniformierte Bahn-
beamte spricht jeden in den Zug einsteigenden Reisenden in seiner Sprache an:
1 | Márai, Sándor: Bekenntnisse eines Bürgers. Erinnerungen. Übers. v. Hans Skirecki. Mün-
chen/Zürich: Piper 2009, S. 18.
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Titel
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Untertitel
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Autoren
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Abmessungen
- 15.4 x 23.9 cm
- Seiten
- 454
- Schlagwörter
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Kategorie
- Kunst und Kultur