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Alterität, Gender, Transdifferenz und Hybridität
in Juliane Dérys Leben und Werk
Agatha Schwartz
Ganz bei einer Sache war sie nie. Daher gelang ihr auch nichts
gründlich. Weder die flüssige Erlernung einer fremden Spra-
che, noch die Beherrschung technischer Schwierigkeiten
in der Musik. Sie kreiste fortwährend um die Welt, um sich
selbst herum, genoß mehr, litt aber auch mehr als andere.
Dabei konnte sie sanft wie eine Pflanze sein und besaß ein
Kinderherz voll Güte. Und doch wieder welche Härten in ihr!
Maria JanitschEk: stückwErk1
1. einleiTung
Das obige Zitat aus Maria Janitscheks Roman Stückwerk, einer fiktionalen Auf-
arbeitung von Juliane Dérys Leben, möchte ich als Motto dieser kurzen, von den
Aspekten Gender, Alterität, Transdifferenz und Hybridität geleiteten Besprechung
des Lebens und Werks der heute zu Unrecht vernachlässigten Autorin voranstellen.
Janitscheks Sätze stehen exemplarisch für Dérys in einem immerwährenden Tran-
sit begriffenes Leben und Schaffen und deren Darstellung sowohl in der Selbst- als
auch in der Fremdwahrnehmung. Wenn Janitschek als Dérys Zeitgenossin deren
Leben und Werk als »Stückwerk« begriffen hatte, so lässt es sich aus heutiger For-
schungssicht eher als ein Puzzle gestalten. Die wenigen bekannten Fakten über
Déry können wir anhand einiger ungarischer und deutschsprachiger (und ver-
einzelter französischer) Quellen zu einem leider noch immer nur lückenhaften
Ganzen zusammenlegen. Die meisten dieser Quellen scheinen sich um dieselben
Begebenheiten aus Dérys Lebenslauf und literarischer Karriere zu drehen, und in
manchen Details widersprechen sie sich sogar. Worin sich alle einig sind, ist aller-
dings eine auf Linearität bedachte Gliederung von Dérys Lebens- und Schaffens-
phasen. Diese Linearität hat sich bei meinen Recherchen dank einer aufschluss-
reichen und bislang unberücksichtigten Quelle als durchaus vereinfachend, wenn
nicht gar falsch erwiesen. Es handelt sich um Dérys Briefe, von denen mehrere
Dutzend in der Wienbibliothek im Nachlass ihres Förderers Karl Emil Franzos vor-
1 | Janitschek, Maria: Stückwerk. Roman. Leipzig: Gracklauer 1901, S. 91.
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Titel
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Untertitel
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Autoren
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Abmessungen
- 15.4 x 23.9 cm
- Seiten
- 454
- Schlagwörter
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Kategorie
- Kunst und Kultur