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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Milka Car290 Volksgemeinschaft geprägt. Jedoch findet sich innerhalb dieses Spannungsfeldes zwischen dem Nationalen und dem Imperialen keine klare Chronologie, der zufol- ge der imperialen Herrschaft unbedingt ein Nationalstaat folgen sollte, sondern es geht vielmehr um den Entwurf eines Kulturnationalismus. Als konkrete Ziele sind v.a. das Recht auf Selbstbestimmung und die autonome Freiheit des Kollektivs an- zuführen. So sind die polemischen Kritiken des jungen August Šenoa oft als Ersatz- handlungen der machtlosen Intelligenz zu lesen, mit denen er eine immer noch vage Zukunftsvision schuf und somit auch im imperialen Raum eigene politische und nationale Vorstellungen verfolgen konnte. Deshalb wird Šenoas Vorstellung von Nation nach Rogers Brubaker als der Weg zu einem nationalisierenden Staat aufgefasst, womit der prozessuale und offene Status seines Programmes als »einer dynamischen politischen Haltung oder einer Gattung verwandter und gleichzeitig konkurrierender Haltungen«120 zu erfassen ist. Šenoa geht in seinem protorealisti- schen Gründungsprogramm von der »geistigen Emanzipierung unseres Volkes«121 aus und macht diese utilitaristische, patriotisch-pädagogische Aufgabe zu seinem literarischen Programm. Es ist eine Transferleistung aus dem tschechischen und österreichischen Kontext in den kroatischen, wobei die sozial-politischen Faktoren die Hauptrolle spielen und mit ihrer Prägekraft die weitere Entwicklung der kroati- schen realistischen Literatur bestimmen. Somit bietet sich für die Beschreibung seines nationalen Programmes in der Zeitschrift ein Kulturbegriff an, der mit der Theorie der Transdifferenz in einigen Punkten übereinstimmt, v.a. wenn »die Vielfalt, Diskontinuität und Gebrochenheit der verschiedenen kulturellen Diskurse«122 untersucht werden. Gerade das trans- differente Moment basiert auf einem dynamischen Verständnis der Identität, wel- ches sich für die Beschreibung der komplexen Ausgangsposition Šenoas und die Erfassung seiner Strategien des nation building in den frühen Texten eignet. Die Koexistenz der nationalen und imperialen Diskurse fördert die Phänomene der gleichzeitigen Abgrenzung und Vermischung dieser Diskurse. Es wird dadurch eine Paradoxalisierung des kulturellen Raumes hervorgerufen, die die (ungewoll- ten) Überschneidungspunkte in unterschiedlich akzentuierten Diskursen betont beziehungsweise die nationalen Interessen mit den hegemonialen Bedingungen der realen Imperien zu verbinden versucht. So kann die als homogen postulierte nationale Identität bei Šenoa als eine fortwährende Verschiebung und unentwegte Suche nach dem Reflex (in) der anderen Kultur definiert werden. Die Grunddefini- tion der Transdifferenz, der zufolge Transdifferenz »überall dort zu verorten« sei, Slaven-thum.« L. [August Šenoa]: Alexander Cesarevič. Thronfolger von Russland. In: Slavi- sche Blätter 12 (1865), S. 510. 120 | Brubaker, Rogers: Nationale Minderheiten, nationalisierende Staaten und nationale Bezugsländer im neuen Europa. In: Jahn, Egbert (Hg.): Nationalismus im spät- und postkom- munistischen Europa. Bd. 1: Der gescheiterte Nationalismus der multi- und teilnationalen Staaten. Baden-Baden: Nomos 2008, S. 138-161, hier S. 146. 121 | Šenoa: O hrvatskom kazalištu, S. 14. 122 | Bachmann-Medick, Doris: Einleitung: Übersetzung als Repräsentation fremder Kul- turen. In: dies. (Hg.): Übersetzung als Repräsentation fremder Kulturen. Berlin: E. Schmidt 1997, S. 1-18, hier S. 6.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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