Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Seite - 44 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 44 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit

Bild der Seite - 44 -

Bild der Seite - 44 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit

Text der Seite - 44 -

1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN REFORMEN44 gonnen hatte, gestand Andrian-Werburg aber ein, dass das akademische Stu- dienleben „gegen meine Studienzeit ein ganz anderes und entschieden bes- seres [geworden war, C.A.]. Auf diesem Felde wenigstens ist seit 1849 Vieles und Gutes geleistet worden, und gerade dieses Feld ist ohne allen Zweifel das wichtigste.“137 Um allerdings sofort einzuschränken: „Thun hat einen großen Fehler, ein katholischer mystischer unklarer Schwärmer zu seyn, daher Ab- neigung gegen Alles protestantische und manchmal schwankende Richtung, ihn dominirt die ultramontane Partey Rauscher, Philipps, Hurter etc.“138 Nur zwei Jahre nach der Entlassung Thuns aus dem Unterrichtsminis- terium und am Beginn der liberalen Ära machte Eduard Herbst139, liberaler Abgeordneter im Reichsrat, anlässlich der Debatten des Finanzausschusses 1862 seinem Unmut über die Thun’schen Studienreformen Luft.140 In sei- ner Wortmeldung machte er Thun mit seinen schwankenden Haltungen für die angeblich herrschende Misere der Universitäten verantwortlich. Thun, so Herbst weiter, habe das Bildungssystem germanisiert, zentralisiert und mehr als alles andere die Universitäten bürokratisiert und durch ständig neue Erlässe gelähmt. Das Schwanken zwischen Extremen sei typisch ge- wesen für sein Ministerium und habe die Jugend nachhaltig geschädigt.141 Deutlich sagte er jedoch auch – und dies ist für das harte Urteil wohl mit- verantwortlich –, dass er die von Thun verweigerte Versetzung von Prag an die Wiener Universität als persönliche Kränkung empfunden hatte.142 Thun hatte Herbst nicht berufen, da der Minister keinen weiteren Vertreter des Naturrechts in Wien haben wollte.143 Joseph Winter sah in Thun unterdessen nicht den Germanisator wie Herbst, sondern vielmehr habe dessen „Liebäugelei mit den Slawen“144 die 137 Ebenda, Bd. III, S. 150 (Eintrag vom 9.12.1854). 138 Ebenda. 139 Eduard Herbst (Wien 1820–1892 Wien), Jurist und Politiker, ab 1847 Professor an der Uni- versität Lemberg, ab 1858 an der Karls-Universität Prag, ab 1861 Mitglied des böhmischen Landtags und des österreichischen Reichsrats, 1867–1870 Justizminister. 140 Vgl. Johann Friedrich scHuLte, Herbst, Eduard, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Leip- zig 1905, S. 216–217. 141 Interessant ist, dass umgekehrt Johann Friedrich Schulte Herbst selbst ebensolches Schwanken vorwirft, wenn er schreibt: „Und nach Jahresfrist war plötzlich derselbe Mann, dem vorher jedes Hofdecret ein Heiligthum gewesen, ein enragirter Liberaler, Constitutio- neller, Volksführer geworden.“ scHuLte, Herbst, Eduard. 142 Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Hauses der Abgeordneten des Österrei- chischen Reichsrates, I. Session: 29.04.1861–18.12.1862, Bd. 4, Wien 1864, S. 2994–3000. Lentze sah den Grund für Herbsts Tadel im Übrigen darin, dass die Rechtsphilosophie, also das Lehrfach von Herbst, „ständig von Thun beschimpft wurde.“ Lentze, Die Universi- tätsreform des Ministers Graf Leo Thun-Hohenstein, S. 133. 143 Siehe dazu bei goLLer, Naturrecht, Rechtsphilosophie oder Rechtstheorie?, S. 72–73. 144 Joseph winter, Das böhmische Sprachgesetz vom Jahre 1865, in: Mitteilungen des Vereins
zurück zum  Buch Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit"
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Titel
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Untertitel
Aufbruch in eine neue Zeit
Autor
Christof Aichner
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
512
Schlagwörter
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860