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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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1.3. DIE THUN’SCHEN REFORMEN IN DER FORSCHUNG 57 bende Anerkennung zukommt, bleibt jedoch auch bei Lentze ungebrochen. Allerdings zeigt er klar, dass Thun nicht rein wissenschaftliches Interesse mit der Reform verknüpfte, sondern eine geistige Erneuerung Österreichs anstrebte. Diese Erneuerung sollte durch eine gut ausgebildete Elite er- folgen: geschult im Geiste der Wissenschaften, jedoch fest verwurzelt im katholischen Glauben. Wesentlich dabei war eine Personalpolitik, die von den Kandidaten nicht bloß wissenschaftliche Qualifikation, sondern auch das katholische Bekenntnis sowie eine konservative Grundeinstellung ver- langte. Das galt besonders für weltanschaulich wichtige Fächer wie etwa die Geschichtswissenschaften oder die verschiedenen Philologien. In ande- ren Fächern ernannte er durchaus auch Protestanten. Auch Lentze betont den Einfluss der zahlreichen Berater von Thun, an erster Stelle die beiden Konvertiten Karl Ernst Jarcke209 und George Phillips210. Lentze sieht es als großes Verdienst Thuns, dass er die Reformen, die größtenteils bereits vor seiner Ministerzeit vorbereitet worden waren, durchgesetzt und gegen die Kritiker verteidigt hat. Allerdings sei Thun im eigentlichen Sinne mit sei- nem Ansatz der Reform gescheitert, denn am Ende war die Kraft der libe- ralen Reformen zu groß und die angestrebte konservative Erneuerung war nicht erfolgt. Diesem Urteil schließt sich in der Folge auch Lhotsky an, der außerdem die Sprengkraft betonte, die den Reformen innewohnte. So war nämlich gerade die von Thun und seinem Berater George Phillips forcierte Einführung der deutschen Rechtsgeschichte kein „Erziehungsmittel zum konservativen Denken“211, sondern diese erwies sich als Instrument der „‚Propaganda für den Nationalstaatsgedanken des Liberalismus‘“.212 Lentze hat nicht die gesamte Unterrichtsreform untersucht, sondern als Rechtshistoriker seinen Blick insbesondere auf die juridischen Studien ge- lenkt und vorwiegend die deutschsprachigen Universitäten behandelt, was er im Vorwort auch erklärt. Somit ist seine Arbeit zwar die umfassendste, allerdings nicht vollständig. Als ein weiterer wesentlicher Aspekt, der bisher wenig beachtet wurde, ist die zeitliche Einbettung von Lentzes Beschäfti- gung mit dem Thema. Die 1950er- und 1960er-Jahre waren in Österreich, wie auch in anderen Staaten, Jahrzehnte der Bildungsdebatten und (zag- 209 Karl Ernst Jarcke (Danzig 1801–1852 Wien), Jurist und politischer Publizist, ab 1825 Prof. für Strafrecht an der Universität Berlin, ab 1832 Rat und Publizist der Staatskanzlei in Wien, enger Berater von Leo Thun. 210 George Phillips (Königsberg 1804–1872 Aigen bei Salzburg), 1827 Prof. an der Universität Berlin, 1834 Prof. für Kirchen- und Privatrecht an der Universität München, 1850 Prof. an der Universität Innsbruck, 1851–1860 Prof. für deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte an der Universität Wien. 211 LHotsky, Das Ende des Josephinismus, S. 289. 212 LHotsky, Das Ende des Josephinismus, S. 289, insgesamt dazu S. 288–289.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Titel
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Untertitel
Aufbruch in eine neue Zeit
Autor
Christof Aichner
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
512
Schlagwörter
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860