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3 DIE REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT
INNSBRUCK124
vormaligen „mannigfaltigen Unannehmlichkeiten, die sie die früheren Jahre
vom Präsidium und Gubernium erhalten hatte[n], und wodurch die Würde
der Lehranstalt, die Freude und der frische Muth am Berufe so herabge-
drückt worden war“77. Weiter wird klar, dass die Professoren der Organi-
sation der Universität als korporative Gemeinschaft den Vorzug gaben und
darin die angemessene Form für die Institution ‚Universität‘ sahen. Nicht
zuletzt verweist der Streit auf die unterschiedlichen Auffassungen über die
Rolle der Professoren während der politischen Ereignisse: Während sich bei
den Professoren staatsbürgerliches Selbst- und Pflichtbewusstsein zeigt, er-
scheint dem Studiendirektor von Mensi die Beteiligung an den Reformen des
Staates als „imitatio puerilis“ der Wiener Aula. Wie wir im Folgenden sehen
werden, äußerte sich ein ähnliches staatsbürgerliches Selbstbewusstsein der
Professoren auch aus Anlass der Bitte um die Erlaubnis, den Kongress der
deutschen Universitätslehrer in Jena besuchen zu dürfen.
3.2.3. Die Versammlung deutscher Universitätsprofessoren in Jena
Die Universität Jena hatte im Sommer des Jahres 1848 Einladungen an alle
Universitäten im deutschsprachigen Raum für eine Versammlung von Profes-
soren versendet, um eine allgemeine Reform der deutschen Universitäten zu
beraten.78 Joseph Mauermann, Professor am medizinisch-chirurgischen Stu-
dium, erkundigte sich daher am 11. August 1848 beim Ministerium, ob der
Besuch von Vertretern aus Innsbruck erlaubt bzw. erwünscht sei; sollte dies
gestattet werden, war die nächste Frage, welche Professoren als Vertreter der
Universität nach Jena entsendet werden sollten. Das Ministerium hatte schon
am 7. August per Erlass den Professoren der Universität erlaubt an der Ver-
sammlung teilzunehmen, jedoch ohne die Spesen hierfür erstatten zu können.79
Derselbe wurde jedoch erst am 15. August von der Statthalterei weitergeleitet.
In der Zwischenzeit mussten allerdings die Professoren aus der Wiener
Zeitung erfahren, dass den Vertretern der Wiener Hochschule eine Reise-
pauschale von 200 fl. bewilligt wurde.80 Dies veranlasste die Innsbrucker
77 Schenach u.a. an das Unterrichtsministerium, Innsbruck 03.10.1848, Gubernium, Studien,
8 F 1, 1849, Tiroler Landesarchiv.
78 Die Versammlung wurde bisher nur wenig erforscht. Wichtigste Quelle sind die Protokolle
der Versammlung, die einen Überblick über Teilnehmer und Einblick in die Verhandlun-
gen bieten. domricH et al., Verhandlungen deutscher Universitätslehrer über die Reform
der deutschen Hochschulen in der Versammlung zu Jena vom 21. bis 24. September 1848.
79 5027/1350. Doblhoff an Gubernium, Wien 07.08.1848, Gubernium, Studien 17339/1848,
Tiroler Landesarchiv.
80 Wiener Zeitung, 222 (13.08.1848a), S. 390.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen