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5.2. DIE ERSTEN ERNENNUNGEN. GEORGE PHILLIPS UND JOHANN SCHULER 187
und vielleicht auch der Gefahr vorbeugen, dass Phillips Österreich wieder
verlassen und nach München zurückkehren könnte. Dass es dazu kommen
werde, wurde nämlich in der Akademischen Monatsschrift schon im Früh-
jahr 1850 als sicher vermeldet.81 Thun wollte Phillips aber auf keinen Fall
verlieren, und der weitere Umgang des Ministers mit dem Professor lässt
auch erahnen, dass Thun vollkommen von Phillips überzeugt war. Thun
schätzte Phillips’ Rat in verschiedenen Angelegenheiten und dieser besaß
zeitweilig großen Einfluss beim Minister82, auch erfüllte Thun in den folgen-
den Jahren Phillips mehrfach außergewöhnliche Wünsche. So gewährte er
ihm etwa zweimal die Erhöhung des Gehalts, sodass Phillips an der Wiener
Universität bald zur Gruppe der bestbezahlten Professoren gehörte, außer-
dem verlieh der Kaiser auf Thuns Vorschlag hin Phillips den Titel eines Hof-
rates. Überdies konnte der Professor für das Wintersemester 1852/53 und
später für jedes Wintersemester ein Freisemester für die Arbeit an seinem
Werk herausschlagen.83
Obschon Thuns Unterstützung für Phillips während seiner Amtszeit nicht
nachließ, kam es dennoch nach 1855 zu einer Abkühlung des Verhältnis-
ses: Phillips’ Einfluss bei den Studenten blieb gering, wie er selbst einge-
stehen musste84. Das wiederum weckte in Thun Zweifel an Phillips’ Lehr-
talent. Auch kränkte es Phillips, dass er an der Universität Wien isoliert
war85 und Thun nur noch vereinzelt auf seine Ratschläge zurückgegriffen
hatte – anders als zu Beginn des Jahrzehnts.86 Phillips erbat sich daher
1858 einen zweijährigen Forschungsurlaub, den ihm Thun gewährte. 1860
Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv und Majestätsvortrag, Wien 09.12.1852,
MCU Präs. 702 ex 1852, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
81 Akademische Monatsschrift. Centralorgan für die Gesamtinteressen deutscher Universitä-
ten (Februar 1850), S. 77.
82 Vgl. dazu das auch das Urteil von Albert Jäger: Jäger an Ficker, Wien 20.04.1856, Nach-
lass Ficker, Institut für Österreichische Geschichtsforschung; bzw. jenes von Alois Flir:
fLir, Briefe aus Innsbruck, Frankfurt und Wien. Der Einfluß von Phillips auf Thun zeigt
sich auch bei der Ernennung von Ficker nach Innsbruck, siehe in Kapitel 5.8.
83 Siehe Majestätsvortrag, Wien 20.02.1852, MCU Präs., 36 ex 1852, Österreichisches Staats-
archiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
84 Vgl. Phillips an Ministerialrat, Wien 10.01.1852, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI
D152, Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
85 Vgl. dazu auch die Aussage bei Nikolaus HiLLing, Zwei Notizen über die Kirchenrechts-
lehrer von Moy und Phillips aus den Jahren 1856 und 1858, in: Archiv für katholisches
Kirchenrecht (1934), S. 500–501, S. 501.
86 Siehe dazu Phillips an Thun, Wien 24.11.1858, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI
D475, Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach. Vgl. auch
das Urteil von Lentze, Die Universitätsreform des Ministers Graf Leo Thun-Hohenstein, S.
262.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen