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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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folgte ein zweiter, diesmal fünfjähriger Urlaub.87 Nach der Rückkehr aus
diesem Urlaub unterrichtete Phillips wieder an der Universität Wien bis zu
seinem Tod 1872. In den 1860er-Jahren hatte sich Phillips wieder verstärkt
publizistisch betätigt und engagierte sich besonders für die Gründung ei-
ner katholischen Universität im deutschen Sprachraum.88 Er starb 1872 auf
seinem Landsitz in Aigen bei Salzburg.89 Phillips’ Aufenthalt an der Uni-
versität in Innsbruck war damit nur ein kurzes Gastspiel gewesen, seine
Nachfolge trat allerdings ein alter Bekannter von ihm an, Karl Ernst Moy
de Sons.
5.3. Die Berufung von Karl Ernst Moy de Sons90
5.3.1. Einleitung
Thun hatte bereits im Winter 1851 an Phillips die Bitte richten lassen, eine
Versetzung nach Wien anzunehmen.91 Zur selben Zeit hatte Thun den Tiro-
ler Statthalter Bissingen aufgefordert, in einem persönlichen Gespräch mit
Karl Ernst Moy de Sons in Erfahrung zu bringen, ob jener bereit sei, eine
Professur in Innsbruck zu übernehmen. Thun erwähnte bei dieser Gelegen-
heit, dass er gedenke, Phillips nach Wien zu versetzen, und Moy als Ersatz
für Phillips in Betracht ziehen würde. Thun erbat sich zudem eine persönli-
che Einschätzung Bissingens von Moys Eignung zur Professur an der Inns-
brucker Universität. Dies bezog sich insbesondere auf Moys Tätigkeit als
Redakteur der Tiroler Zeitung, zumal dieses Blatt, wie Thun wusste, „trotz
mancher ausgezeichneter Eigenschaften offenbar von dem Vorwurfe, daß es
nicht selten nicht zu billigende Parthei-Mittel anwende, keineswegs freige-
sprochen werden kann“92.
87 Phillips an Thun, Wien 02.12.1859, MCU Präs. 170/1860, Österreichisches Staatsarchiv,
Allgemeines Verwaltungsarchiv.
88 Vgl. dazu Hans-Jürgen Brandt, Eine katholische Universität in Deutschland? Das Ringen
der Katholiken in Deutschland um eine Universitätsbildung im 19. Jahrhundert, Köln,
Wien 1981. Zu Phillips besonders S. 200ff. Siehe auch im Kapitel 6.2.
89 Siehe Lentze, George Phillips, der große Kanonist des 19. Jahrhunderts, S. 165–166.
90 In der Literatur ist die Frage der Berufung nur wenig behandelt, am meisten findet sich
noch bei zikuLnig, Restrukturierung, Regeneration und Reform: Die Prinzipien der Beset-
zungspolitik der Lehrkanzeln in der Ära des Ministers Leo Graf Thun-Hohenstein, S. 110
und S. 121.
91 Der entsprechende Brief ist nicht überliefert, lässt sich allerdings über die Antwort
von Phillips rekonstruieren, siehe Phillips an Unbekannt [Ministerialrat], Innsbruck
07.03.1851, Autographensammlung, Autogr. Phillips, Georg, Bayerische Staatsbibliothek.
92 123/M.U. Thun an Bissingen, Wien 11.03.1851, Gubernium, Geheime Präsidiale, Serie II,
Sign. XXVIIID4, Fasz. III, Tiroler Landesarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen