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5.6. DIE SCHAFFUNG EINES LEHRSTUHLS FÜR CHEMIE UND DIE BERUFUNG VON HEINRICH HLASIWETZ 215
hatte.“225 Nicht zuletzt verdeutlicht die Nichttrennung der naturgeschicht-
lichen Lehrkanzel, dass die Reform und die angestrebte Verwissenschaft-
lichung der philosophischen Fakultät mit der damit verbundenen Diffe-
renzierung des Fächerkanons auch manches Mal an finanziellen Fragen
scheiterten.
Die Personalentscheidungen in dem Fall der Kanzel für Naturgeschichte
veranschaulichen außerdem, dass die Universität – trotz des verbrieften
Rechtes zur Ernennung von Professoren – nur geringen Einfluss auf die
Personalentscheidungen an der Universität hatte. Am Beginn der Ära Thun
legte die Universität zwar noch offiziell Protest gegen die Einflussnahme des
Ministeriums und die Oktroyierung von Köhler ein. In den folgenden Jahren
resignierte man aber offenbar, und ein solcher Protest blieb weitgehend aus,
obschon Thun sein Vorgehen nicht ändern sollte und er auch weiterhin Per-
sonalentscheidungen im Alleingang fällte.
5.6. Die Schaffung eines Lehrstuhls für Chemie und die Berufung
von Heinrich Hlasiwetz226
Nachdem wir im vorigen Abschnitt bereits an das Ende von Thuns Amts-
zeit gelangt waren, machen wir erneut einen großen Schritt zurück an den
Beginn von Thuns Ministerschaft, wir bleiben jedoch in der philosophischen
Fakultät. Am 1. Dezember 1851 ernannte der Kaiser Heinrich Hlasiwetz
zum außerordentlichen Professor der Chemie an der Innsbrucker Univer-
sität. Der 1825 in Böhmen geborene Hlasiwetz war nach seinem Chemie-
studium in Jena zunächst als Apothekergehilfe in mehreren Städten tätig
gewesen und wurde dann Assistent an der Prager Universität. Im Revoluti-
onsjahr erlangte er den Titel des Magisters der Pharmazie, im Jahr darauf
wurde Hlasiwetz promoviert. Anschließend wurde er zum Assistenten am
Lehrstuhl für Chemie an der Prager Universität ernannt, wo ihn der Ruf
nach Innsbruck ereilte.
Die Prager Hochschule war zu diesem Zeitpunkt eine Hochburg der ös-
terreichischen Chemie. Die Schule des dort lehrenden Chemikers Josef
Redtenbacher wurde wie Rosner schreibt, „zur Keimzelle für die Lehre und
225 Ebenda.
226 Der Abschnitt basiert überwiegend auf den Arbeiten von Guido macHek, Die Lehrkanzeln
und Institute für Chemie in Innsbruck, in: Franz Huter (Hg.), Die Fächer Mathematik,
Physik und Chemie an der Philosophischen Fakultät zu Innsbruck bis 1945, Innsbruck
1971, S. 173–222. Dieser hat das verfügbare Archivmaterial zu Hlasiwetz aufgearbeitet.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen