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5.12. KARL LIBOR KOPETZKY UND KARL SCHENKL 263
Gehalt dort nicht standesgemäß leben zu können.483 Der Minister blieb in-
dessen bei seiner vormaligen Entscheidung, einzig eine Verbesserung der
Bezüge gewährte er Kopetzky, sodass der Professor keine finanziellen Ein-
bußen zu fürchten hatte. Eine Versetzung Kopetzkys nach Wien lehnte Thun
mit dem Argument ab, dass keine Beweise vorlägen, „daß derselbe geeignet
sei, neben den an dieser Hochschule bereits befindlichen ausgezeichneten
Lehrkräften solche Dienste zu leisten, welche seine Anstellung daselbst
rechtfertigen könnten.“484
Kopetzky fügte sich nun doch, wenngleich wie es scheint, eher widerwillig:
denn nach seiner Ankunft in Tirol forderte er von der Statthalterei einen
Zuschuss zu den Kosten seiner Übersiedlung von Mähren nach Tirol, und
dieses Gesuch, besonders die penible Abrechnung der Kosten und die Schil-
derung der beschwerlichen Fahrt lassen erahnen, wie ungern Kopetzky die
Reise angetreten hatte.485 Auch scheint Kopetzky in der Folge nicht glücklich
in Innsbruck geworden zu sein, was ein Brief von ihm an den damaligen
Wiener Erzbischof Josef Othmar Rauscher486 zeigt. Dort schildert er Rau-
scher, wie elend nicht nur seine eigene Situation, sondern die der ganzen
Monarchie sei, er selbst sei „arm, gedrückt, verkümmert und hingeschleu-
dert wie ein unbrauchbar Ding“.487 Gegenüber Rauscher erklärte Kopetzky
auch neuerlich, diesmal auf privatem Wege, bei Thun eine Versetzung nach
Wien erbitten zu wollen. Er glaubte nämlich auf diese Weise „mehr und ein-
dringlicher werden“ zu können, außerdem würde so „eine repulsa [...] kein
Geschrei“ erzeugen488. Allerdings bat er Rauscher um dessen Rat, was er von
seinem Plan halte und ob es vielleicht doch besser wäre auf offiziellem Weg
nach Wien zu schreiben.489 Eine solche Eingabe findet sich allerdings weder
im Nachlass von Thun noch in den Akten des Unterrichtsministeriums. Der
Brief an Rauscher zeigt jedoch ausdrücklich, dass Kopetzky seiner Verset-
zung nach Innsbruck nichts Gutes abgewinnen konnte und er sie auch nach
beinahe zwei Jahren nicht hinnehmen wollte.
483 Vgl. Kopetzky an Thun, Olmütz 01.04.1852, MCU, Präs. 242 ex 1852, Österreichisches
Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
484 Majestätsvortrag (Konzept), Wien 03.05.1852, MCU Präs. 150 ex 1852, Österreichisches
Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
485 Vgl. dazu Kopetzky an Statthalterei, Innsbruck 11.11.1852, Statthalterei, Studien
10553/1852, Tiroler Landesarchiv.
486 Josef Othmar Rauscher (Wien 1797–1875 Wien), ab 1825 Prof. für Kirchengeschichte und
Kirchenrecht am Lyzeum Salzburg, ab 1832 Direktor der orientalischen Akademie in Wien,
ab 1849 Fürstbischof von Seckau, ab März 1853 Erzbischof von Wien, ab 1855 Kardinal.
487 Kopetzky an Rauscher, Innsbruck 28.02.1854, Bischofsakten Rauscher, 1852–58, Briefe an
Rauscher.
488 Ebenda.
489 Siehe ebenda.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen