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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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nen deutschen Schützenfest in Frankfurt 1862, als er in einer flammenden
Rede die Bedeutung Österreichs für Deutschland hervorgehoben hatte. Es
folgten mehrere Ehrenbürgerschaften und die Erhebung in den Ritterstand.
Außerdem wurde Wildauer von Erzherzog Ferdinand Maximilian mit der
Zusammenstellung eines Berichts über dessen Amtszeit als General-Gouver-
neur von Lombardo-Venetien betraut.637
5.13.2.4. Fazit
Je mehr Berufungen nun untersucht wurden, desto deutlicher lassen sich
verbindende Kriterien in der Personalpolitik von Thun erkennen. Zunächst
veranschaulicht die Berufung von Wildauer aber die Situation an der Inns-
brucker Universität. Besonders die Briefe von Julius Ficker zeigen, wie sehr
engagierte Professoren mit den Zuständen an der Universität unzufrieden
waren. Besonders erwähnt werden muss der stockende Ausbau der Lehrkan-
zeln, was zum einen dazu führte, dass nur wenige Studenten in der philoso-
phischen Fakultät studierten und zum anderen befeuerte diese Tatsache das
Gerücht, die Innsbrucker Universität würde vor ihrer Auflassung stehen.
Dieses Gerücht hing offenbar wie ein Damoklesschwert über der Universi-
tät und lähmte sowohl Studenten als auch Professoren. Um den Ausbau der
Lehrkanzeln nicht noch weiter zu stoppen, opponierte Ficker besonders ge-
gen eine interne Vertretung für den nach Wien versetzten Schenach.
Julius Ficker tritt nach der Berufung von Schenkl einmal mehr als ein-
flussreicher Berater von Thun hervor. Fickers Engagement unterstreicht
sein Interesse an einer gedeihlichen Zukunft der Innsbrucker Universität
– ein Interesse, das er anderen Professoren abspricht – es handelt sich aber
auch um ein persönliches Interesse, zumal er mehrfach Rufe an andere Uni-
versitäten abgelehnt hatte und nun offenbar das Beste aus seiner Situation
machen wollte. Thun konnte er damit auch auf einer persönlichen Ebene
ansprechen und den Minister in die Pflicht nehmen. Neben Ficker und Moy
traten erstmals andere Berater in den Vordergrund: Hier ist Fürstbischof
Gasser, der im konkreten Fall eine gewisse Rolle gespielt haben mag, aber
sonst weniger in Erscheinung trat, zu nennen. Insbesondere ist aber Josef
Fessler herauszustreichen, der seit 1852 als Professor in Wien wirkte und
seither regelmäßig mit Thun verkehrte. Auf Grund des persönlichen Kon-
takts fehlen allerdings weitgehend schriftliche Zeugnisse. Indes gibt es im
umfangreichen Nachlass von Fessler zahlreiche Briefe, in denen Fessler um
Vermittlung bei Thun gebeten wird. Zudem hatte sich für Wildauer auch
637 Vgl. dazu Clemens weBer, Das Italienbild von Erzherzog Ferdinand Maximilian. Diplom-
arbeit, Wien 2008, S. 159–162.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen