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7.2. SPRACHEN UND SPRACHENFRAGE ALS KONFLIKTPUNKT INNERHALB DER UNIVERSITÄT 379
Anteil italienischsprachiger Studenten auf unter 10 %, und reduzierte sich
nach 1904 noch weiter auf durchschnittlich etwa 4 %. In jenem Jahr und
dem Jahr zuvor war der Wert allerdings noch einmal kräftig in die Höhe ge-
schnellt, weil zahlreiche italienische Studenten auf Grund der Devise „Alle
nach Innsbruck“18 an der Universität inskribierten, um die Eröffnung einer
italienischsprachigen Fakultät zu erzwingen.19
Die zunächst große Zahl von italienischen Studenten am Beginn der
1850er-Jahre korrespondiert durchaus mit dem Verhältnis von deutsch- und
italienischsprachiger Bevölkerung im Land. Hinzu kommt, dass die Uni-
versitäten von Padua und Pavia erst im Wintersemester 1852/53 wieder für
Studenten offen waren, die nicht aus dem Königreich Lombardo-Venetien
stammten, und daher ein Ausweichen der Trentiner Studenten dorthin nicht
möglich war.20 Die Abnahme der Zahl italienischsprachiger Studenten seit
den 1860er-Jahren erklärt Gerhard Oberkofler besonders mit dem zuneh-
menden Nationalitätenkonflikt an der Universität. Die sinkenden Zahlen in
Innsbruck korrelieren dabei mit einer Zunahme von italienischen Studenten
in Graz, wo seit 1861 eine italienische Prüfungskommission bestand, bei der
die italienischsprachigen Studenten in ihrer Muttersprache die juridischen
Prüfungen ablegen konnten.21
7.2. Sprachen und Sprachenfrage als Konfliktpunkt innerhalb der
Universität
7.2.1. Grundzüge der neoabsolutistischen Sprachenpolitik
Gerade die Frage der Prüfungssprache war ein regelmäßiger Streitpunkt, an
dem sich der Widerstand gegen die Sprachenpolitik in der Ära des Neoabso-
lutismus entzündete. Über die Sprachenpolitik von Leo Thun ist in der Ver-
18 Siehe dazu bei goLLer, Jeder Notariat-Akt (…) Anlaß zu neuer Mißstimmung, S. 523–524.
19 Eine Übersicht zur Zahl der italienischsprachigen Studenten findet sich bei maLfèr, Itali-
enische Studenten in Wien, Graz und Innsbruck 1848–1918, S. 186–187. Vgl. auch zur Re-
krutierung der italienischsprachigen Studenten imVorfeld der „Fatti di Innsbruck“ Bauer,
Kameraden, Kommilitonen und Komplizen, S. 151–161.
20 Vgl. dazu auch eine Notiz in der Innsbrucker Zeitung, 247 (8.11.1852), S. 985. Dort wird
eine Nachricht aus Salzburg wiedergegeben und kommentiert, in der die Abnahme der
italienischsprachigen Studenten in Innsbruck mit der Wiedereröffnung der Universitäten
Pavia und Padua, besonders aber mit dem „Nationalitätsfieber“ erklärt wird.
21 Siehe Gerhard oBerkofLer, Die Rechtslehre in italienischer Sprache an der Universität
Innsbruck (= Forschungen zur Innsbrucker Universitätsgeschichte 11), Innsbruck 1975, S.
17.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen