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von zwei Stunden. Dann arbeiten sie wieder drei Stunden und beschließen
den Tag mit dem Abendessen. Da sie die erste Stunde von Mittag an rechnen,
gehen sie gegen acht Uhr zu Bett; acht Stunden brauchen sie zum Schlafen.
Über all die Zeit zwischen den Stunden der Arbeit, des Schlafes und des
Essens darf ein jeder nach seinem Belieben verfügen, nicht etwa um sie durch
Schwelgerei und Trägheit schlecht auszunützen, sondern um die arbeitsfreie
Zeit nach Herzenslust auf irgendeine andere Beschäftigung nutzbringend zu
verwenden. Die meisten treiben in diesen Pausen literarische Studien. Es
herrscht nämlich der Brauch, täglich in den frühen Morgenstunden öffentliche
Vorlesungen zu halten; zu ihrem Besuche sind diejenigen verpflichtet, die zu
wissenschaftlicher Arbeit namentlich ausgewählt sind. Aus jedem Stande aber
strömt eine gewaltige Menge Hörer, Männer wie Frauen, zu den Vorlesungen,
die einen zu diesen, die anderen zu jenen, je nach ihren persönlichen
Neigungen. Wenn jedoch einer auch diese Zeit lieber auf seine berufliche
Tätigkeit verwenden will, was bei vielen der Fall ist, deren Geist sich nicht
zur Höhe wissenschaftlicher Betrachtung erhebt, so hindert man ihn nicht
daran; er erntet vielmehr sogar noch Lob, weil er sich dem Staate nützlich
macht.
Nach dem Abendessen verbringen die Utopier noch eine Stunde mit
Spielen, während des Sommers in ihren Gärten, während des Winters aber in
jenen Sälen, in denen sie gemeinsam essen. Entweder treiben sie dort Musik,
oder sie erholen sich in der Unterhaltung. Das Würfeln und andere solche
ungehörige und verderbliche Spiele sind ihnen nicht einmal bekannt; üblich
jedoch sind bei ihnen zwei dem Schach nicht unähnliche Spiele. Das eine ist
der Zahlenkampf, bei dem die Zahlen einander stechen; bei dem anderen
kämpfen, in Schlachtreihe aufgestellt, die Tugenden mit den Lastern. In
diesem Spiele zeigt sich sehr hübsch der Streit der Laster untereinander und
ihre einmütige Verbundenheit gegen die Tugenden, ebenso welche Laster und
Tugenden einander entgegengesetzt sind, mit welchen Kräften ferner die
Laster offen gegen die Tugenden kämpfen und mit welchen Ränken und
Listen sie versteckt angreifen, mit welchen Hilfsmitteln anderseits die
Tugenden die Kräfte des Lasters brechen, mit welchen Künsten sie ihre
Versuchungen vereiteln und auf welche Weise endlich die eine oder die
andere Partei den Sieg davonträgt.
Um aber einer irrtümlichen Auffassung eurerseits vorzubeugen, müssen wir
an dieser Stelle einen Punkt genauer betrachten. Wenn die Utopier nämlich
nur sechs Stunden arbeiten, könnte man vielleicht meinen, es müsse das einen
Mangel an den notwendigen Gütern zur Folge haben. Aber gerade das
Gegenteil ist der Fall. Diese Arbeitszeit genügt nicht nur, sondern wird nicht
einmal ganz gebraucht zur Produktion eines Vorrats an allem, was zu den
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Buch Utopia"
Utopia
- Titel
- Utopia
- Autor
- Thomas Morus
- Datum
- 1516
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 106
- Schlagwörter
- Utopie, Staat, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik