Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Utopia
Seite - 92 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 92 - in Utopia

Bild der Seite - 92 -

Bild der Seite - 92 - in Utopia

Text der Seite - 92 -

Die Religion der Utopier Die religiösen Vorstellungen sind nicht nur in den einzelnen Teilen der Insel, sondern auch in den einzelnen Städten verschieden, indem die einen die Sonne, die andern den Mond und wieder andere diesen oder jenen Planeten als Gottheit anbeten. Einige verehren auch einen beliebigen Menschen, der vor alters durch Tugend oder Ruhm geglänzt hat, nicht bloß als Gott, sondern sogar als höchsten Gott. Aber der weit größte und zugleich weitaus klügere Teil glaubt an nichts von alledem, sondern nur an ein einziges, unerkanntes, ewiges, unendliches und unerforschliches göttliches Wesen, das über menschliches Begriffsvermögen erhaben ist und dieses ganze Weltall erfüllt, und zwar als tätige Kraft, nicht als körperliche Masse; man nennt es Vater. Ihm schreibt man Ursprung, Wachstum, Fortschritt, Wandel und Ende aller Dinge zu, und ihm allein erweist man göttliche Ehren. Mit den Anhängern dieser Lehre stimmen auch alle anderen trotz aller Glaubensunterschiede in diesem einen Punkte überein, daß sie an ein höchstes Wesen glauben, dem die Erschaffung der Welt und die Vorsehung zu verdanken ist, und dieses göttliche Wesen nennen sie alle ohne Unterschied in ihrer heimischen Sprache Mythras. Aber insofern sind sie verschiedener Ansicht, daß die einzelnen ihn verschieden auffassen. Dabei glaubt aber jeder, was es auch sein möge, das er persönlich für das Höchste hält, es sei doch durchaus dasselbe Wesen, dessen göttliche Macht und Majestät allein nach der übereinstimmenden Überzeugung aller Völker der Inbegriff aller Dinge ist. Indessen machen sie sich alle im Laufe der Zeit von der Mannigfaltigkeit abergläubischer Vorstellungen frei und lassen ihre Anschauungen zu jener einen Religion verschmelzen, die, wie es scheint, vernünftiger ist als die anderen. Und ohne Zweifel wären die übrigen religiösen Vorstellungen schon längst nicht mehr vorhanden, wenn nicht alles Ungemach, das jemandem bei dem Vorhaben, seine Religion zu wechseln, zufällig widerfährt, von ihm aus Furcht als eine Schickung des Himmels aufgefaßt würde, gleich als ob die Gottheit, deren Verehrung aufgegeben werden sollte, den gottlosen und gegen sie gerichteten Plan ahnden wolle. Nachdem die Utopier jedoch durch uns von Christi Namen, Lehre, Art und Wundern gehört hatten und ebenso von der staunenerregenden Standhaftigkeit der zahlreichen Märtyrer, deren freiwillig vergossenes Blut so zahlreiche Völker weit und breit zu Christus bekehrt hat, da nahmen auch sie mit einem kaum glaublichen Verlangen seine Lehre an, sei es nun, weil es Gott ihnen mehr im geheimen eingab, oder sei es, weil das Christentum, wie es schien, der bei ihnen selbst am weitesten verbreiteten Lehre am nächsten kam. Gleichwohl möchte ich auch dem Umstand nicht wenig Gewicht beimessen, daß sie gehört hatten, Christus habe an der gemeinschaftlichen Lebensweise seiner Jünger Gefallen gefunden und sie sei 92
zurück zum  Buch Utopia"
Utopia
Zur englischen Version
Titel
Utopia
Autor
Thomas Morus
Datum
1516
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
106
Schlagwörter
Utopie, Staat, Religion
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorrede 4
  2. Teil 1 8
    1. Rede des trefflichen Raphael Hythlodeus über den besten Zustand des Staates, veröffentlicht von dem erlauchten Thomas Morus, Bürger und Vicecomes der rühmlich bekannten britischen Haupstadt London. 9
  3. Teil 2 40
    1. Des Raphael Hythlodeus Rede über den besten Zustand des Staates 41
    2. Die Städte, namentlich Amaurotum 44
    3. Die Obrigkeiten 47
    4. Die Handwerke 48
    5. Der Verkehr der Utopier miteinander 53
    6. Die Reisen der Utopier 58
    7. Die Sklaven 76
    8. Das Kriegswese 84
    9. Die Religion der Utopier 92
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Utopia