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Bedürfnissen oder Annehmlichkeiten des Lebens gehört. Das werdet auch ihr
einsehen, wenn ihr euch überlegt, ein wie großer Teil des Volkes in anderen
Ländern untätig dahinlebt: erstens fast alle Frauen, also die Hälfte der
Gesamtheit, oder wenn irgendwo die Frauen arbeiten, schnarchen dort
meistens an ihrer Stelle die Männer; außerdem dann die Priester und die
sogenannten frommen Männer, was für eine große und faule Schar ist das!
Nimm noch all die Reichen und besonders die Grundbesitzer dazu, die man
allgemein als Standespersonen und Edelleute bezeichnet! Zu ihnen rechne
noch ihre Dienerschaft, jenen ganzen zusammengespülten Haufen von
Raufbolden und Windbeuteln! Vergiß schließlich auch die kräftigen und
gesunden Bettler nicht, die ihren Müßiggang mit irgendeinem Gebrechen
bemänteln, und die Zahl der Leute, die durch ihre Tätigkeit für die gesamten
Bedürfnisse der Sterblichen sorgen, wirst du dann viel geringer finden, als du
angenommen hast. Und nun überlege dir, wie wenige von diesen selbst mit
wirklich notwendigen Arbeiten beschäftigt sind! Da nämlich bei uns das Geld
der Maßstab für alles ist, müssen wir viele völlig unnütze und überflüssige
Gewerbe betreiben, die bloß der Verschwendung und der Genußsucht dienen.
Würde man nämlich diese ganze Masse, die jetzt im Arbeitsprozeß steht, nur
auf die so wenigen Gewerbe verteilen, die ein angemessener natürlicher
Bedarf erfordert, so würde ein großer Überfluß an Waren entstehen, und die
Preise würden notwendigerweise zu tief sinken, als daß die Handwerker ihren
Lebensunterhalt davon bestreiten könnten. Aber wenn alle die, die jetzt ihre
Kräfte in nutzloser Tätigkeit verzetteln, und wenn noch dazu der ganze
Schwarm derer, die jetzt in Nichtstun und Trägheit erschlaffen und von denen
jeder einzelne so viel von den Produkten verbraucht, die die Arbeitskraft
anderer liefert, wie zwei der Arbeiter, wenn man also alle diese zu Arbeiten,
und zwar zu nützlichen, verwendete, so würde, wie leicht einzusehen ist,
ungemein wenig Zeit mehr als reichlich genügen, um alles zu beschaffen, was
zum Leben notwendig oder nützlich ist; du kannst auch noch hinzusetzen,
zum Vergnügen, soweit es echt und natürlich ist. Und das bestätigen in
Utopien die Tatsachen selber. Denn dort sind in einer ganzen Stadt
einschließlich ihrer nächsten Umgebung aus der Gesamtzahl der nach Alter
und Kräften zur Arbeit tauglichen Männer und Frauen kaum fünfhundert von
ihr befreit. Unter ihnen sind die Syphogranten zwar nach dem Gesetz zur
Arbeit nicht verpflichtet, sie machen aber von dieser Bestimmung keinen
Gebrauch, um die anderen durch ihr Beispiel um so leichter zur Arbeit
anzuspornen. Dieselbe Vergünstigung genießen diejenigen, denen das Volk
auf Vorschlag der Priester und auf Grund geheimer Abstimmung der
Syphogranten dauernde Arbeitsbefreiung zur Durchführung ihrer Studien
bewilligt. Erfüllt einer von ihnen die auf ihn gesetzte Hoffnung nicht, so stößt
man ihn wieder unter die Handarbeiter zurück. Nicht selten tritt aber auch das
Gegenteil ein, daß nämlich ein Handwerker jene freien Stunden so eifrig auf
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Buch Utopia"
Utopia
- Titel
- Utopia
- Autor
- Thomas Morus
- Datum
- 1516
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 106
- Schlagwörter
- Utopie, Staat, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik