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Wenn daher ihre übrigen Verbände geschlagen sind und sie erst mit dem
letzten den Sieg errungen haben, so lassen sie die Feinde lieber ganz und gar
entfliehen, als daß sie sich dazu entschließen, die Fliehenden mit
ungeordneten Verbänden ihrer Truppen zu verfolgen. Sie vergessen nämlich
nicht, was ihnen selbst mehr als einmal widerfahren ist. Die Masse ihres
gesamten Heeres war völlig besiegt; die Feinde jubelten über ihren Sieg und
zerstreuten sich hier und da auf der Verfolgung. Die Utopier dagegen hatten
einige wenige ihrer Leute im Hinterhalt aufgestellt, die auf günstige
Gelegenheiten lauerten. Sie griffen die Feinde, die vereinzelt
umherschwärmten und es in voreiliger Sorglosigkeit an der nötigen Vorsicht
fehlen ließen, plötzlich an und veränderten das Ergebnis der ganzen Schlacht.
Sie wanden den Feinden den Sieg, der ihnen schon sicher war und an dem sie
nicht mehr gezweifelt hatten, aus den Händen und besiegten als Besiegte
wiederum die Sieger.
Es ist schwer zu sagen, ob die Utopier einen Hinterhalt mit größerer
Schlauheit zu legen oder mit größerer Vorsicht zu vermeiden wissen. Man
könnte meinen, sie träfen Vorbereitungen zur Flucht, wenn sie alles andere
eher im Sinne haben, und umgekehrt, wenn sie die Absicht haben zu fliehen,
könnte man meinen, sie dächten an nichts weniger. Fühlen sie sich nämlich
hinsichtlich ihrer Zahl oder Stellung zu sehr im Nachteil, so ziehen sie bei
Nacht in aller Stille ab oder täuschen den Feind durch irgendeine Kriegslist,
oder sie gehen bei Tage so allmählich und in so guter Ordnung zurück, daß es
ebenso gefährlich ist, sie während des Abrückens anzugreifen wie während
des Anstürmens. Ihr Lager befestigen sie überaus sorgfältig mit einem sehr
tiefen und breiten Graben, wobei sie die ausgehobene Erde nach innen
werfen. Dazu verwenden sie keine Tagelöhner, sondern die Soldaten selbst
besorgen die Arbeit, und das gesamte Heer hilft dabei mit, ausgenommen die
Posten, die bewaffnet vor dem Wall Wache halten, um plötzliche Überfälle
abzuwehren. Und so legen die Utopier bei so zahlreicher Mitarbeit starke und
weitausgedehnte Befestigungen wider alles Erwarten in kurzer Zeit an.
Die Waffen, die die Utopier verwenden, sind stark genug zur Abwehr von
Angriffen, ohne jedoch jede Art von Bewegung oder Haltung zu hindern; ja
nicht einmal beim Schwimmen empfindet man sie als lästig. Denn in voller
Ausrüstung schwimmen zu lernen, gehört zu den Anfangsgründen der
militärischen Ausbildung der Utopier. Im Kampf aus der Ferne benutzen sie
Pfeile, die sie mit großer Kraft und zugleich mit bester Treffsicherheit
abschießen, und zwar nicht bloß zu Fuß, sondern sogar vom Pferde aus. Im
Nahkampf aber führen sie keine Schwerter, sondern Äxte, die durch ihre
Schärfe oder Schwere tödlich verwunden, je nachdem man sie zum Hieb oder
Stich verwendet. In der Erfindung von Kriegsmaschinen beweisen die Utopier
ganz besonderen Scharfsinn; die fertigen Maschinen halten sie mit größter
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Buch Utopia"
Utopia
- Titel
- Utopia
- Autor
- Thomas Morus
- Datum
- 1516
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 106
- Schlagwörter
- Utopie, Staat, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik