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Ich aber ergreife ihren kleinen Fuß und presse meine Lippen darauf.
»Sie werden immer unanständiger!« ruft sie, macht sich los und flieht in
raschen Sätzen gegen das Haus, während ihr allerliebster Pantoffel in meiner
Hand zurückbleibt.
Soll das ein Omen sein?
Ich wagte mich den ganzen Tag über nicht in ihre Nähe. Gegen Abend, ich
saß in meiner Laube, blickte plötzlich ihr pikantes rotes Köpfchen durch die
grünen Gewinde ihres Balkons. »Warum kommen Sie denn nicht?« schrie sie
ungeduldig herab.
Ich lief die Treppe empor, oben verlor ich wieder den Mut und klopfte ganz
leise an. Sie sagte nicht herein, sondern öffnete und trat auf die Schwelle.
»Wo ist mein Pantoffel?«
»Er ist – ich habe – ich will«, stotterte ich.
»Holen Sie ihn und dann nehmen wir den Tee zusammen und plaudern.«
Als ich zurückkehrte, war sie mit der Teemaschine beschäftigt. Ich legte
den Pantoffel feierlich auf den Tisch und stand im Winkel, wie ein Kind, das
seine Strafe erwartet.
Ich bemerkte, daß sie die Stirne etwas zusammengezogen hatte und um
ihren Mund etwas Strenges, Herrisches lag, das mich entzückte.
Auf einmal brach sie in Lachen aus.
»Also – Sie sind wirklich verliebt – in mich?«
»Ja, und ich leide dabei mehr, als Sie glauben.«
»Sie leiden?« sie lachte wieder.
Ich war empört, beschämt, vernichtet, aber alles ganz unnötig.
»Wozu?« fuhr sie fort, »ich bin Ihnen ja gut, von Herzen gut.« Sie gab mir
die Hand und blickte mich überaus freundlich an.
»Und Sie wollen meine Frau werden?«
Wanda sah mich – ja, wie sah sie mich an? – ich glaube vor allem erstaunt
und dann ein wenig spöttisch.
»Woher haben Sie auf einmal so viel Mut?« sagte sie.
»Mut?«
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik