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Venus im Pelz
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sterbe vor Eifersucht und muß Sätze machen wie ein Springbock, um jedesmal das Verlangte rasch zur Stelle zu schaffen und den Zug nicht zu versäumen. So bricht die Nacht herein. Ich kann weder einen Bissen essen noch schlafen, atme dieselbe verzwiebelte Luft mit polnischen Bauern, Handelsjuden und gemeinen Soldaten, und sie liegt, wenn ich die Stufen ihres Coupé ersteige, in ihrem behaglichen Pelz auf den Polstern ausgestreckt, mit den Tierfellen bedeckt, eine orientalische Despotin, und die Herren sitzen gleich indischen Göttern aufrecht an der Wand und wagen kaum zu atmen. In Wien, wo sie einen Tag bleibt, um Einkäufe zu machen, und vor allem eine Reihe luxuriöser Toiletten anzuschaffen, fährt sie fort, mich als ihren Bedienten zu behandeln. Ich gehe hinter ihr, respektvoll zehn Schritte entfernt, sie reicht mir, ohne mich nur eines freundlichen Blickes zu würdigen, die Pakete und läßt mich zuletzt wie einen Esel beladen nachkeuchen. Vor der Abfahrt nimmt sie alle meine Kleider, um sie an die Kellner des Hotels zu verschenken, und befiehlt mir, ihre Livree anzuziehen, ein Krakusenkostüm in ihren Farben, hellblau mit rotem Aufschlag und viereckiger, roter Mütze, mit Pfauenfedern verziert, das mir gar nicht übel steht. Die silbernen Knöpfe tragen ihr Wappen. Ich habe das Gefühl, als wäre ich verkauft oder hätte meine Seele dem Teufel verschrieben. Mein schöner Teufel führte mich in einer Tour von Wien bis Florenz, statt der leinenen Masuren und fettlockigen Juden leisten mir jetzt krausköpfige Contadini, ein prächtiger Sergeant des ersten italienischen Grenadierregiments und ein armer deutscher Maler Gesellschaft. Der Tabakdampf riecht jetzt nicht mehr nach Zwiebel, sondern nach Salami und Käse. Es ist wieder Nacht geworden. Ich liege auf meinem hölzernen Ruhebette auf der Folter, Arme und Beine sind mir wie zerbrochen. Aber poetisch ist die Geschichte doch, die Sterne funkeln ringsum, der Sergeant hat ein Gesicht wie Apollo von Belvedere, und der deutsche Maler singt ein wunderbares deutsches Lied: »Nun alle Schatten dunkeln Und Stern auf Stern erwacht, 60
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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