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TU Graz I Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Martina Lang & Bernhard Wieser
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Abbildung 3: Dystopische Vision von virtuellen Gesundheits-Avataren, in denen die von den
ExpertInnen rigoros ablehnende Haltung zu Fragen darüber, dass nicht Systeme sondern Menschen
Entscheidungen treffen, bewusst ausgehebelt wird, um kontroversielle Reaktionen in den
Fokusgruppen zu provozieren. Im Bild rechts unten wird der „Grenzwert“ gezeigt, der über
eigenständiges Wohnen zu Hause oder über Auslagerung der Pflege in ein Heim entscheidet, gezeigt.
Im Videoclip wurden ethische Frage nach Entscheidungen und Interventionen im
Kontext der Pflege aufgeworfen. So wurde etwa die Entscheidung, Walters Betreuung
in einem Pflegeheim fortzusetzen in den Handlungsstrang des Videos integriert.2 Es
wird erläutert, dass auf Basis der durch den Gesundheits-Avatar erhobenen Daten
über die Veränderung von Pflegebedarf entschieden wird. Dafür werden
Prognosewerte herangezogen, die dem Arzt anzeigen, dass „der Grenzwert“ für den
Pflegebedarf „schon bald überschritten sein wird“. Eine Überschreitung dieses
Grenzwertes bedeutet, wie im Videoclip gezeigt, dass „das Wohnen alleine nicht mehr
2 Gerade diese Vorstellung wurde im davor durchgeführten ExpertInnen-Workshop sensitiv und kritisch
reflektiert. Übereinstimmend waren sich die ExpertInnen einig, dass eine derartige Intervention, die
„aufgrund der Datenlage in einem Gesundheits-Avatar“ dazu führt, dass „das System dann quasi
automatisch die Überweisung ins Heim schreibt“, rigoros abzulehnen ist (AP 1, Think Tank_Workshop
2017). Im Hinblick auf Interventionen muss nach ExpertInnenmeinung in ethischen Fragen generell
früher angesetzt werden, damit sei auch die Situation in den Blick zu nehmen, „dass man dann dem
Angehörigen vorschlägt, […] ob nicht vielleicht Betreuung [ge]braucht“ wird und, „ob das schon an
Intervention zu viel ist?“ (E 2; 00:26:48-8). Für solche Szenarien „muss man sich irgendwo eine Grenze
suchen“ (ebd.). Diese im Workshop klar vertretene Haltung in Bezug auf die Autonomie im Kontext von
Pflegebedürftigkeit wurde im produzierten Videoclip intentional als dystopische Vision eines die
Autonomie von sozialen Akteuren unterlaufende Technologie dargestellt.
Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Eine Fokusgruppenanalyse, Band 1
- Titel
- Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
- Untertitel
- Eine Fokusgruppenanalyse
- Band
- 1
- Autoren
- Martina Lang
- Bernhard Wieser
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-667-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 54
- Kategorie
- Lehrbücher