Seite - 21 - in Der österreichische Werbefilm - Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
Bild der Seite - 21 -
Text der Seite - 21 -
international anerkannter Studienwurde die ÖWPF angesichts politischer Aktivitäten,
diesichgegendasaustrofaschistischeSystemrichteten, imMärz1937aufgelöst.82
Parallel zurEtablierungderReklamewissenschaften inÖsterreich stiegdasEn-
gagement, auch die fachkundige Aus- und Weiterbildung voranzutreiben bzw.
diese nach modernsten Standards auszurichten und eine „spezifisch österreichi-
sche Lehrmethode“ zu entwickeln.83 Ein erster Versuch, das Unterrichtsfach „Re-
klame“ in denLehrplan zu integrieren, erfolgte bereits inden Jahren 1908bis 1910
ander privat geführtenHandelsschuleAllina.84 Es sollte für lange Zeit die einzige
UnternehmungdieserArt inÖsterreichsein.Erst imVerlaufder 1920er-Jahregabes
verschiedenartige Anstrengungen, reklametechnische Schulungen durchzuführen.
1926 etwawurden seitens der Abteilung fürNach- undUmschulung der „Industri-
ellen Bezirkskommission inWien“ Reklame- und Propagandakurse zurWeiterbil-
dungarbeitsloserAngestellterder IndustrieunddesHandelsabgehalten. 1927warb
derÖsterreichischeReklameschutzverband für eine Schulungunter demTitel „Re-
klame-Psychologie in Theorie undPraxis“.85 Im selben Jahrwurden, beruhendauf
einer Initiative der „ReklamewissenschaftlichenGesellschaft“unter Präsident Vik-
tor Mataja und dem VÖR, sogenannte „Reklamehochschulkurse“ begründet, die
sichals abendlichesFortbildungsangebotanFachkräftederBranchewandten.Die-
ser Lehrgangwurde Endeder 1920er-Jahre vom „StaatlichenReklameausbildungs-
kurs“abgelöst,der fortanvonderHochschule fürWelthandeldurchgeführtwerden
sollte, sich vermehrt der Praxis widmete und in sinnreicher Form auf den Erwerb
einzelner Kenntnisse aufbaute.86 1931 zählte das Fach „Reklame“, in den unter-
schiedlichstenSpezialausrichtungen,zumUnterrichtsgegenstandandenbranchen-
nahenSchulenundUniversitäten.87
82 Bereits 1935wurde die ÖWPF aufgelöst, stattdessenwurde die vonMaria Jahoda geleitete „Ar-
beitsgemeinschaft der ÖsterreichischenWirtschaftspsychologischen Forschungsstelle“ begründet.
Die austrofaschistischenMachthaber verdächtigtendieVertreter der Institution sichpolitisch sub-
versiv zu betätigen und verhafteten im Jahr 1937 zahlreiche ihrerMitglieder und Sympathisanten,
unter ihnen auch Karl Bühler. Maria Jahodawurde schließlich wegen illegaler politischer Betäti-
gung zu dreiMonatenHaft und anschließende „Anhaltehaft“ verurteilt. Aufgrund internationaler
Interventionen entließ man Jahoda noch im Jahr 1937 und verwies sie des Landes. Siehe dazu:
Busch,FaktorMensch,S.399.
83 Siehe dazu die Ausführungen in: Kontakt, „Zur Frage der Reklameschulen“, Nr. 14/15, Juli-
August 1928,S.4 f.
84 Morawetz,„Kontakt“ inder„ÖsterreichischenReklame“,S. 14,78.
85 Ebd.,S.73.
86 Ebd., 74–77.ÖsterreichischeReklame,„Reklameunterricht“,Nr. 14, Juli 1928,S. 11.
87 1936/37wurdeanderHochschule fürWelthandelbeispielsweise einKurs zumThema „Psycho-
logie der Reklame“ abgehalten, imdarauffolgenden Studienjahrwurden Seminare überMarktfor-
schung und Reklamepsychologie angeboten. Vgl. Pernsteiner, Schutz gegen Exzesse, S. 138
f.Kontakt, „Die letzte Entwicklung und die nächsten Aufgaben der Reklame“, Nr. 1, Jänner 1931,
S.3–9.
2.3 VerwissenschaftlichungundProfessionalisierungderProduktkommunikation 21
zurück zum
Buch Der österreichische Werbefilm - Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938"
Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Titel
- Der österreichische Werbefilm
- Untertitel
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Autor
- Karin Moser
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Culture of memory, media history, advertising
- Kategorie
- Kunst und Kultur