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Inderart euphorischerManierwurdedie ersteösterreichische Industriefilmproduk-
tion begrüßt. Der „Werdeprozess der Erzgewinnung“, die sich „in großem Auf-
schwung befindet“, war Thema des Erzeugnisses.163 Dem Laufbild war ein großer
Erfolg beschieden. 70Kopiendes Filmswurdenabgesetzt– eineVertriebszahl, die
eineösterreichischeAufnahmebiszudiesemZeitpunktnochnieerzielenkonnte.164
ZudemkameineenglischsprachigeVersiondesFilms inUmlauf.Daseinzigeheute
überlieferteMaterialdieserProduktionbasiertaufebendieserFassung.
ADAYATANAUSTRIANIRONMINE (1912)präsentiertAnsichtendessteirischenErz-
berges sowie Spreng-, Abbau-, Transport- und erste Verarbeitungsprozesse vor-
nehmlich in totalen und halbtotalen Einstellungen. Einzig eine Szene in der
Innenanlage wurde – zur Veranschaulichung der Prüfung des liquiden Eisens
durchdieBergarbeiter– in„Americanshot“ (Amerikanische)gedreht.Nah-undDe-
tailansichten fehlen. Der Überblick über das Geschehen steht im Zentrum, wobei
auf visuelle Effekte gesetzt wird: Bewegungsabläufe, Explosionen und Siedevor-
gänge entfalten ihre optische Wirkung. Berstendes Gestein, Staub- und Rauch-
schwaden, aufsteigende Dämpfe, gleißende Blitzlichter und Funken beleben das
BildundhaltendaszuschauendeAuge inBewegung.AnregendePanoramaarrange-
mentsverweisenaufgeschulteKameramänner.
Die einleitende Sequenz zurDemonstration der Beförderungsanlagen führt die
Augen entlang der Förderschienen über eine Fluchtlinie in den Hintergrund, wo
sich eineWald- undBergszenerie eröffnet. IndernachfolgendenEinstellungbildet
die idyllisch erscheinende Landschaft gleichfalls ein Gegenstück zur modernen
Waggon-Schiebevorrichtung,die imVordergrunddasBild inBewegunghält. Tradi-
tionundModernestehenpermanent invisuellerKonkurrenz.PerDynamit erzeugte
ExplosionenstehenpittoreskenLandstrichengegenüber.
Althergebrachte Wahrnehmungsmuster werden aber mitunter noch bedient:
DieTransportszeneriewirdzeitlichwiederholt–dieAufwärtsbewegungderErzzüge
wirdvorerst ineinerPanoramaeinstellungundanschließend in totalerAnsichtprä-
sentiert. Der räumlichen Einordnung der Szenerie folgt demnach eine genauere
BeobachtungdesBewegungsablaufs.
ADAYATANAUSTRIAN IRONMINEverfolgte in Inhalt undGestaltungzweiwerbe-
relevanteZiele:EinerseitspropagiertederFilmdenhohen technischenund innova-
tiven Standard des heimischen Eisenerzabbaus, andererseits suchte man gezielt
attraktive landschaftlicheHintergrundmotive,umdentouristischenReizderRegion
greifbarzumachen.
Imselben Jahr (1912)wurdenweitere Industrie-undLehrbilderösterreichischer
Provenienz fertiggestellt. Dr. Alto Arche, Lehrer an der Staatsrealschule XX., legte
demMinisterium für Unterricht und Kultus sechs Filme vor, die er in den Jahren
163 ÖsterreichischerKomet,Nr.85,30.Dezember1911.o.S. zit.nach:Hübl,SaschaKolowrat,S.30.
164 Guha,Wilhelm:DieSascha-Filmfabrik, inFilmkunst,Nr.74, 1976,S.6–7.
4.2 IndustriefilmeundgewerblicheFilmpropaganda 35
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Titel
- Der österreichische Werbefilm
- Untertitel
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Autor
- Karin Moser
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Culture of memory, media history, advertising
- Kategorie
- Kunst und Kultur