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man bei den eigenen Produktionen eine „Mangelhaftigkeit der Motive“ registrierte
undauchdieanfallendenHerstellungskostenalsProblemerkannte.265
Der tatsächlicheErfolgoderMisserfolgder filmischenPropaganda ist aufgrund
dermangelhaften Aktenlage nicht zu eruieren. Alle Berichte sprechen aber dafür,
dass, je länger die Kriegshandlungen dauerten und je geringer die Hoffnungwar,
denKrieg andenFronten zu entscheiden, dasKPQumsomehr ausgebaut undder
Einsatz der Lichtbilder und Filme verstärkt wurde.266 Einer Aufstellung vom Feb-
ruar 1918 zufolge produzierte die Filmstellewöchentlich eine Kriegswochenschau,
pro Monat zumindest einen „künstlerisch ausgearbeiteten Kriegsfilm“ sowie we-
nigstens„einen300–400mlangenFilm,der sichderTätigkeitderk.u.k.Militärs in
einemKriegsgefangenenlager oder in einembesetzten Land“widmete. DesWeite-
ren brachte man „Aufnahmen aus der Kriegsindustrie, der Landwirtschaft, von
StädtenundNaturschönheitenderMonarchie“ ein,wie auch „patriotischeDramen
oder Komödien, die internationalen Leihanstalten angeboten“ wurden.267 In der
Aufzählung fehlen die zahlreichen inAuftrag gegebenenKriegsanleihefilme, die–
ebensowie dieWirtschaftsindustriefilme – eine klare ökonomischmotivierteWir-
kungs-undWerbekraftverfolgtenundfürdieweitereEntwicklungdesGenres„wer-
benderFilm“ indieserPeriodevonbesondererBedeutungwaren.
5.2 „DieErfüllungeinerpatriotischenPflicht“:
Kriegsanleihewerbefilme
Ein wichtiges Mittel zur pekuniären Sicherung der kostenaufwendigen Kriegsein-
sätze stelltendieKriegsanleihendar.Der ersteAufruf zurLeistungeiner„finanziel-
len Wehrpflicht“ erfolgte bereits im November 1914. Die offerierten fünf Prozent
Zinsen versprachen eine guteGeldanlageund veranlassten insbesonders große In-
stitutionen und dieMittelschicht, diesbezüglich aktiv zuwerden. ImGanzenwur-
denachtKriegsanleihenaufgelegt, die nominell 35MilliardenKroneneinbrachten.
Gezeichnet wurden sie vornehmlich von Deutschösterreichern, die nicht nur über
diegrößtenfinanziellenMittelverfügten,sondernzudemdenmilitärischenSiegÖs-
terreich-Ungarns am stärksten herbeiwünschten. Insgesamt konnten drei Fünftel
der Kriegskosten über Anleihen erbracht werden. Der ErsteWeltkrieg verbrauchte
265 Oppelt, Ulrike: Filmund Propaganda imErstenWeltkrieg. Propaganda alsMedienrealität im
Aktualitäten-undDokumentarfilm,Stuttgart 2002,S. 108.
266 Strobl,KarlHans:K.P.Qu.GeschichtenundBilderausdemösterreichischenKriegspressequar-
tier,Reichenberg1929,S. 272.Mayer,OrganisationdesKriegspressequartiers,S.48.
267 KA,KM,Präsidium,Ktn. 2369,„DirektivenüberdieHerstellungunddenAuslandsvertriebvon
Propagandafilms“, 8.Februar 1918,Präs.Nr.: 10618.Mayer,OrganisationdesKriegspressequartiers,
S.91. 5.2 „DieErfüllungeinerpatriotischenPflicht“ 59
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Titel
- Der österreichische Werbefilm
- Untertitel
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Autor
- Karin Moser
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Culture of memory, media history, advertising
- Kategorie
- Kunst und Kultur