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Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
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Opfer einer »antisemitischen Hetzkampagne«44 seitens der »völkischen Stu- dentenschaft«.BrassloffsÄußerungen,dievereinzelt–sosiewirklichsogetätigt wurden, zumalmeist Aussage gegenAussage stand –wohl an derGrenze zur Geschmacklosigkeit standen,45 waren jedoch lediglich ein Vorwand, um den beliebtenVortragenden zu diskreditieren. Die wahrenGründe fanden sich in antisemitischen und universitätspolitischenMotivationen. In der Sitzung der DeutschenGemeinschaftwurdebetont: »Manmuß jetzt gut nachhelfen!Alles aufbieten,umBr[assloff]ganzzuamovieren.«46Schließlichgingesnichtzuletzt darum, die Position des Romanisten Ernst Schönbauer gegenBrassloff in der bevorstehenden Lehrkanzelbesetzung zu stärken.47 Die Situation wurde für Brassloff immer schwieriger und er sah sich genötigt, eine Selbstanzeige beim akademischen Senat einzubringen. Am14.Dezember 1925 beganndiemünd- licheVerhandlung imDisziplinarfall48Brassloff.AlsVertrauensmänner,dieder mündlichenVerhandlungbeiwohnendurften,nannteBrassloffEmilGoldmann, Alois Kreidl (med. Fakultät) undHeinrich Joseph (phil. Fakultät). Im Jänner 1926 erkannte der Akademische Senat einstimmig49 Brassloff für schuldig, »durchEinstreuungnicht demLehrzweckedienender erotischer, teilweise ob- szönerAeusserungen in seineVorlesungüberFamilienrecht […]denAnstand und dieWürde, damit die Pflichten des akademischen Lehramtes sowie die 44 Meissel, StephanBrassloff 11. 45 SowurdenBrassloff folgendeAussagen vorgeworfen: »8.) Stellen Sie sich vor, einDienst- mädchenwirdvonseinemHerrnvergewaltigt. ›KönnenSie sichdas auchwirklichvorstel- len?‹AntwortdesSchülers: ›Jawohl,HerrProfessor.‹«–wobeidieseAussagebiszumSchluss desVerfahrens alsnicht erwiesengalt.Großteils handelte es sich jedoch lediglichumAus- sagen, die auf die sexuelle Sphäre anspielten: »7.) Die Verlobten haben gegeneinander Keuschheit zu bewahren, halten es aber heute oft anders; wennman abends durch den Türkenschanzparkgeht, kannmanbeobachten,wiediePärchenan einanderTopographie betreiben…..umendlichZiehharmonika zu spielen.« InsgesamtwurdenBrassloff 23Aus- sagen vorgeworfen – vgl. Protokoll dermündlichenVerhandlung vom14.12. 1925, UAW, DisziplinaraktStephanBrassloff, SonderreiheDisziplinarakten, SenatS. 185.340, fol. 2 f. 46 Protokoll vom4.12. 1925, zit.n. Siegert,Numerus Judenraus36. 47 Meissel, StephanBrassloff 13. 48 DieDisziplinarkammer setzte sich ausErnst Schwind alsVorsitzenden, denBeisitzern Jo- hannesDöller, HansMayer, Josef Schaffer, AdolfDopsch (später durchRobertMuchver- treten), den StandesvertreternHugelmann undMerkl zusammen. Das Amt des Diszipli- naranwalts übte Rudolf Köstler aus, zum Untersuchungsführer wurde Alexander Hold- Ferneckbestellt.Vgl. Protokoll der SitzungderDisziplinarkammer vom4.11. 1925,UAW, DisziplinaraktStephanBrassloff, SonderreiheDisziplinarakten, SenatS. 185.340. 49 Bei der Sitzungnahmen folgendeMitglieder teil: GustavEntz, Felix Exner,AlfredFischel, Wenzel Gleispach, Konstantin Hohenlohe, Josef Hupka,Wenzel Pohl, Emil Reisch, Josef Schaffer,ErnstTomek,HansÜberberger,HansVoltelini,RichardWasickyundRektorKarl Luick. Vgl. Beratungsprotokoll des Akademischen Senates vom 8.1. 1926, UAW, Diszi- plinaraktStephanBrassloff, SonderreiheDisziplinarakten, SenatS. 185.340. Disziplinarrecht88
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Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
Titel
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
Autoren
Thomas Olechowski
Tamara Ehs
Kamila Staudigl-Ciechowicz
Verlag
V&R unipress GmbH
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-985-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
838
Kategorie
Recht und Politik
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Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938