Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Seite - 14 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 14 - in Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700

Bild der Seite - 14 -

Bild der Seite - 14 - in Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700

Text der Seite - 14 -

14 Ein Kartograph tritt langsam aus dem Schatten – neben Latein auch Französisch und Italienisch, Griechisch und Hebräisch. Als verdien- ter Amtsträger und gestützt auf ein funktionierendes höfisch-beamtetes Netzwerk wurde Andermüller nach dem Tod des Monarchen nicht entlassen, sondern von dessen Witwe, Henriette Catharina von Nassau-Oranien (1637‒1708), zum Kanzlei- und Regierungsrat befördert, eine Funktion, die er dann auch unter dem Reorganisator der preußischen Armee Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676‒1747) weiter innehatte27. Noch von Henriette Catharina erhielt Andermüller die Erlaubnis zu einer Reise nach Italien, um „selbigen Landes schöne Antiquitäten / und berühmte / Jhm vorhin zwar schon bekannte Merckwürdigkeiten in Augenschein zu nehmen“28. „Im Jahr aber 1699. wurde Er mit hoher Genehmhaltung seines Fürsten von denen Gesamten Regierern des Durchlauchtigisten Hauses Anhalt nacher Wien zur Käyserl. Majestät als Gesandter abgeschicket / und hat Er in denen Jhm gnädigst aufgetragene negotiis publicis des Vaterlandes / biß in das fünffte Jahr zur besondern Zufriedenheit der gantzen Hochfürstl. Herrschaft daselbst gearbeitet und residiret / Jhm auch dabey den vorigen Applausum eines gewissenhafften / fleißigen / geschickten und stattlichen Mannes […] erworben“29. Gestützt auf eine gute Bibliothek mit Fachbüchern aus den Bereichen der Rechtswissenschaft, Philosophie, Geschichte und Philologie scheint sich Andermüller darüber hinaus mit verschiedenen Übersetzungen beschäftigt zu haben. Von besonderem Interesse war für ihn die „Zeichen-Kunst, welcher er so sehr in seiner Jugend ergeben gewesen / daß er ihr die Blödigkeit des Gesichtes in seinen Alter zuschriebe“30 – das übermäßige Zeichnen bewirkte also eine spätere Fehlsichtigkeit. Im September 1717 verstarb der zeitlebens unverheiratete und mit seiner Schwester und deren jüngerer Toch- ter zusammenlebende Andermüller31. Eine am 27. September 1717 bei seinem Begräbnis in Dessau gehaltene, anonyme Trauerrede erschien noch im Sterbejahr zwanzigseitig in Zerbst im Druck – ein Exemplar befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Leipzig (Abb. 2)32. Bernhard Georg Andermüller tritt uns somit aus der bislang eher spärlich bekannten Überlieferung als ein in höherer Position von Verwaltung und Regierung des Fürstentums Anhalt-Dessau tätiger Mann entgegen, der nach einem rechtswissenschaftlichen Univer- sitätsstudium erfolgreich im engen Kreis um den Fürsten tätig war. Die von Andermüller ab 1693 versehene Funktion eines Kanzleirates bedurfte nicht nur der „richtigen“ – in diesem Fall reformierten – Konfession33, sondern sah neben einer verpflichtenden Verei- 27 Marcus Junkelmann, Art. Leopold I. NDB 14 (1985) 266–268. 28 Trauer- und Gedächtnuß-Rede 11. 29 Ebd. 11. 30 Ebd. 13. 31 In der blumigen Sprache der Leichenpredigt: „Verehliget ist Er niemahlen gewesen / indem wie es schei- net / und aus einigen seinen Discursen zu schliessen ist / Er der zeitlichen Fortun dergleichen starcke Pfänder oder Geisseln / als Weib und Kinder sind / nicht hat hinterlassen wollen / auch den Vortheil gehabt hat / sich mit seiner Frau Schwester, der verwittibten und jetzo hochbetrübten Frau Müllerin und deren Jungfer Tochter, in der Oeconomie und häulichen Wesen / vergesellschaffet / und dergestalt sonderlich in seinen hohen und schwachen Alter geholffen zu sehen / als es zwischen so nahen Freunden löblich und Christlich ist“; Trauer- und Gedächtnuß-Rede 12. 32 Trauer- und Gedächtnuß-Rede. Zur Bedeutung der insbesondere im lutherischen Umfeld gebräuch- lichen Leichenpredigten als biographische Quellen vgl. Moore, Patterned lives; weiterführende Hinweise zum Quellentypus werden auf der website der Forschungsstelle für Personalschriften der Akademie der Wissenschaf- ten und der Literatur zu Mainz geboten, siehe: http://www.personalschriften.de/leichenpredigten.html. 33 Zur Einführung der Reformierten Konfession in Anhalt 1605 und 1609, die mit Schwierigkeiten ver- bunden war, Brademann, Reformierte Konfessionalisierung 165–177.
zurĂĽck zum  Buch Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700"
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700