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Die Transformation des Stadtbildes der ummauerten Stadt 75
landesfürstlichen Sphäre die Stallburg330, das Arsenal331 und die beiden kaiserlichen Zeug-
häuser in der Renngasse332 und in der Seilerstätte333, aus adelig-ständischem Umfeld das
Landhaus in der Herrengasse (ab 1513)334 und aus bürgerlichem Umfeld das Bürgerliche
Zeughaus (um 1562‒1564)335, verdanken ihre Entstehung regelrechten Aufkaufaktionen
von an diesen Bauplätzen zuvor gegebenem älteren Hausbestand.
Für die vor 1529 außerhalb der Stadtbefestigungen in den Vorstädten bestehenden
geistlichen und sozial-karitativen Einrichtungen, die allesamt dem Belagerungsgeschehen
zum Opfer gefallen waren, musste im geschützten Stadtkern Vorkehrung getroffen wer-
den. Vielfach waren diese Verlagerungen von Stadtaußen nach Stadtinnen aufs engste mit
den tiefgreifenden religiösen Veränderungen in dieser Epoche verbunden. Mitunter ergab
sich jedoch ganz offenkundig auch aus der Flucht von Konventen vor der Türkengefahr
und der militärischen Verwendung ihrer Gebäude im Türkenjahr die Möglichkeit, den
vorhandenen Baukomplex einer anderen Verwendung zuzuführen. Bestes Beispiel dafür
ist sicherlich die Übersiedlung des 1529 zerstörten Bürgerspitals vor dem Kärntner Tor in
das ehemalige Clarissenkloster am Schweinemarkt (heute: Lobkowitzplatz) schon ab dem
Jahr 1530336. Manche Konvente vorstädtischer Klöster mussten nach 1529 ein regelrech-
tes Wanderleben führen und wurden in bestehende Baulichkeiten anderer religiöser Kom-
munitäten eingewiesen. Die Zisterzienserinnen von St. Niklas vor dem Stubentor, deren
Kloster 1529 vollständig zerstört worden war, traf es besonders hart337, konnten sie doch
nicht in ihr Stadtkloster (St. Niklas in der Singerstraße) übersiedeln, da dieses bereits für
330 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 157 Nr. 102.
331 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 138 Nr. 5.
332 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 138 Nr. 6.
333 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 160 Nr. 118.
334 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 148 Nr. 56.
335 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 160 Nr. 117.
336 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 140 Nr. 14.
337 Die Einzelheiten bei Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 182f.
Abb. 8: Ansicht des Königinklosters in der Doro-
theergasse auf der Vogelschau des Bernhard Georg
Andermüller von 1703.
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Titel
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen