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spielen so sehr, daß er bald als erster
Violinist an der Spitze einer Musilbande
stehen konnte. Als fein Schwiegervater
starb, ging B. mit seinem Genossen, dem
Zimbalspieler Bakos Feiencz nachPesth
und machte sich als Chef einer Musikbaiide
bald in den weitesten Kreisen betaun!.
Es schlossen sich ihm mm mehrere geschickte
Zigelüiermusilantcn, als Bakos Laczi,
Ficsur, Bako« Jos., Mungyi Imre
u. S ar töz i Janos au, die alle, den Zim-
balschläger ausgenommen, nur Streich-
instrumente spielten. Bihari ward der
Mittelpuuct der kuustliebeude» Welt,
Nun hatte er in Pesth Gelegenheit, sich
vollends auszubilden, er stieg immer höher
und das Publicum ließ ihm reichlichen
Lohn zukommen. Zu allen öffentlichen
und Privat »Festlichkeiten wurde nur er
gerufen; in Ofen bei den k. k. Fürst-Pa-
latinal-Freudengelagen und in Preßburg
bei beu Krönungs«, Hof», Landtags- und
andern Festen (selbst noch auf bemLandtage
von 1825) spielte stets er und feine Ca-
pelle, ja sogar nach Wien wurde er oft
zu den glänzenden kaiferlichen Festgeprän-
gen nud Schmausereien beschieden, wohin
er übrigens beinahe alle Jahre mit seiner
Gesellschaft zu reisen pflegte. Daselbst
feierte er viele Triumphe ; im 1.1814 nach
der Schlacht bei Leipzig spielte B. vor
dem klliserl. Hofe, und wurde zu dem
Concerte, da« bieKaif. Mar. L udovica
am 23. Dec. 1814 veranstalten ließ, als
Zuhörer geladen. Zur Zeit seiner höch-
sten Blüte bereiste B, auch die vorzügli-
cheren Städte Ungarus, Siebenbürgen«,
der Slovakei, Kroatien« u. Galiziens, und
erntete überall allgemeinen Beifall. ImI .
1824 stürzte sein Wagen zwischen Gyöngyös
und Hatvan um, die Knochen an seinem
linten Arme zersplitterten nnd blieben trotz
der Bemühungen, selbst eine« Stáhly,
so starr, baß er nicht mehr im Stande
war, seinen Arm mit der alten Gelenkig-
keit zu bewegen, besonder« in der Apli- catur. Er spielte wohl noch einige Zeit,
aber nur als Gehilfe neben seinen Ge-
nossen. In den letzten Tagen seines Le-
bens kämpfte er mit der größten Armuth.
In dieser Zeit geschah es, daß einige
Magnaten in einen» Pesther Gasthause,
wo Bihari die letzten Reste seiner Kunst
hören ließ, seinen kranken Arm über und
über mit Banknoten buchstäblich umwickel-
te» und ihm das Geld schenkten. Sie
thaten es in Erinnerung dessen, was
Bihari einst war nnd ans Mitleid über
die traurige Lage, in der er sich nun
befand und die immer mehr zunahm.
Er hatte alles durchgebracht, blos seine
Lieblingsgeige bewahrte er bis zum Tode.
Als er starb, mußten die Leichenkosten aus
den Spenden einiger Wohlthäter gedeckt
werden,—SeinSohn Johann war eben-
falls ein berühmter Musikus, starb jedoch
in Folge seiner unregelmäßigen Lebens-
weise srühe; seinEnkelFranz lebt,würbe
von Frz. Farkas imVioliuspiele ausge-
bildet und ist jetzt zweiter Violinist bei der
trefflichenMusikbande desF.S a r k ö z y.—
B i h a r i's Auffassung war durch und durch
eigen. Was er einmal gehört, war er im
Stande alsogleich vorzutragen. Aus No-
ten zu spielen hatteer nie gelernt, und
dennoch spielte er jene Tanzmusikstücke,
welche deutsche Composite«« und Musiker
auf Bällen vortrugen, während der Rast-
stunben präcis herab. Als Compositeur
ist er nicht ausgezeichnet, da er weder
einen schöpferischen Trieb, noch hinlänglich
Muße zur Composition hatte. Jene treffli-
chen Werke, die man ihm zuschreibt, oder
die unter seinem Namen gedruckt erschienen
sind, waren selten eigenes Product, denn er
trug meistens Composition«!! Anderer, des
L a v o t t a und C z e r m ä k (s. d.) vor. Ge-
schickte Dilettanten, so erzählt man von
ihm, übergaben ihm ihre Kompositionen,
denen er vermöge seines Spiele« den
echten nationalen Typus verlieh; beson-
ders war er iu seinen Variationen aus«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon